Technik des Myryad Vollverstärkers MXI2080
Doch erst noch ein Blick unter die „Motorhaube“: Die Inspektion des Inneren zeigt, dass Entwickler Evans nicht nur Knöpfe hasst, sondern auch Unordnung. Die Baugruppen sind sauberst auf- und eingebaut, die Kabel ordentlich und so kurz wie möglich verlegt. Dadurch fällt der Blick eigentlich sofort auf den fetten 13-Zentimeter durchmessenden Ringkerntrafo von Talema. Dieser Umspanner, ein kleinerer und ebenfalls von Talema gefertigter Ringkern-Bruder sowie ein vergossener Clairtronic-Trafo mit Überhitzungs- und Kurzschluss-Schutz (geregelt über einen Thermistor, also einen hitzeabhängigen Widerstand) – sie bilden die maßgeschneiderte und separate Versorgung für die Vor- und Endstufen als auch für die weiteren strom- und spannungsbedürftigen Baugruppen. Die Schutzschaltung rettet nicht nur den Amp vor schwereren Schäden, sondern auch die Lautsprecher: Beim Kurzschluss werden (und wurden – der Myryad-Vertrieb möge uns für diese Tour-de-Force verzeihen!) augenblicklich die Lautsprecher vom Verstärker abgekoppelt; erst wenn der Kurzschluss aufgehoben oder im Falle eines internen Gerätedefekts repariert ist, werden die Boxen wieder mit Signalen beliefert. Fehler wie Überhitzung, Gleichstromfehler oder Kurzschluss an den Ausgängen kann der MXI2080 diagnostizieren und im Display anzeigen – da weiß man, was er hat.
Neben der Riege an hochwertigen Bauteilen ist noch die Schaltung sämtlicher Eingänge über Relais zu erwähnen; so liegt nur jener Input im Signalweg, der auch wirklich angewählt worden ist; ebenso per Relais funktioniert die Einschaltverzögerung, sie gibt nach dem Einschalten den gewählten Eingang als auch den Ausgang erst frei, wenn der Verstärker nach einigen Sekunden und einem Eigen-Check wirklich „wach“ ist, alle Baugruppen unter Strom stehen und die Spannungsverhältnisse sich stabilisiert haben. Bei Relais greift Myryad anscheinend exklusiv auf den Hersteller OKO zurück und hauptsächlich auf dessen Variante des hochsensiblen 47 W-Typs mit vergoldeten Anschlussbeinchen. Die eigentlichen Verstärkerstufen, also die Herzstücke des Amps, fallen hingegen nicht direkt ins Auge. Die Platinen sind überraschend klein in den Ausmaßen; Myryad setzt bei Verstärkern verstärkt auf Auflöt-Bausteine, also SMD-Technik, was den Platzbedarf reduziert. So können die beiden Endstufenplatinen stehend eingebaut werden; ihre Oberseiten mit der Bauteilebestückung werden von den davor montierten Kühlkörpern weitgehend abgeschottet. Auf diese sind die Leistungstransistoren geschraubt, richtig warm werden jedoch eher die komplementären Kollegen C4793/A1837 von Toshiba; diese für End- und Treiberstufen eingesetzten Transistoren sind jeweils auf eigenen, kleinen Blechen direkt auf den Endstufenplatine untergebracht. Machen wir den Deckel wieder zu und suchen wir einen geeigneten Spielpartner für das Bi-Amping: Myryads Endstufe MXA2080.