Canton Karat GS Edition im Test:Design und Technologie
Äußerlich präsentiert sich dieser Lautsprecher abseits der seit etlichen Jahren gepflegten Formensprache, statt einer organischen Anmutung mit geschwungenen Linien dominiert hier eine klare Linienführung mit kontraststarken Konturen. Das Design ist ganz dem Bauhaus verschrieben; hier zeigt sich reduzierte Eleganz, die sich besonders gut in modern gestaltete Wohnräume einfügt. Die schlanke Silhouette des aus dickwandigem MDF gefertigten, innen versteiften und bedämpften Korpus trägt ihren Teil zu einer dezenten, gleichermaßen bereichernden Integration ins Wohnambiente bei. Die Schallwand misst kaum achtzehn Zentimeter in der Breite, wodurch die Ränder der für den Mittelton zuständigen Konustreiber nah an der Gehäusekante liegen. Das wiederum reduziert Kantenreflexionen und befördert eine scharf fokussierte Abbildung. Mit schlanken Lautsprechern gehen häufig kleine Tieftöner einher, doch nicht in diesem Fall: Das Entwicklungsteam unter der Leitung von Frank Göbl setzt hier auf einen seitlich positionierten Basstreiber - mit stattlichen 25,7 Zentimetern Durchmesser.
Diese üppige Dimensionierung verspricht schon eine gehörige Portion Durchsetzungsvermögen; trotzdem wird der Basstreiber dieses 3,5-Wege-Systems durch eine Bassreflex-Abstimmung unterstützt. Das Volumen ventiliert über eine rückseitige, große Öffnung, deren Trichterform strömungsoptimiert wurde. Seitens der Membrantechnologie wird der Top-Down-Ansatz von den Referenz-Lautsprechern zu mittleren Preisklassen am deutlichsten, denn hier kommt praktisch dieselbe Materialkomposition wie bei der kürzlich von uns getesteten Reference 5 zum Einsatz.
Membranmaterialien
Bei dieser sogenannten Aluminiumoxid-Keramik handelt es sich um eine Eigenentwicklung von Canton, die auch im eigenen Werk hergestellt wird. Dafür wird ein anodisches Oxidationsbad verwendet, in das eine Aluminiumschicht getaucht wird, die als Ausgangsmaterial dient. Dieses Eloxal-Verfahren wandelt die molekulare Struktur ihrer Oberfläche um, sodass sie der von Keramik entspricht - im Falle des Karat GS Edition liegt der Anteil der keramischen Struktur mit Blick auf die gesamte Membran bei zwanzig Prozent. Durch diese elektrochemische Veränderung der Materialeigenschaft kann mit nur einem Layer die geringe Masse von Aluminium optimal eingesetzt und gleichzeitig die keramische Oberfläche zur Versteifung genutzt werden. Zudem ermöglicht das Eloxal-Verfahren eine besonders präzise Kontrolle über die Stärke und den Härtegrad des hybriden Membranmaterials. Während dieses Fertigungsprozesses wird dem Oxidationsbad ein Metallpulver zugesetzt, welches die Resonanzeigenschaften des Endproduktes optimiert und die Membrane beidseitig schwarz einfärbt - dessen genaue Zusammensetzung gibt Frank Göbl verständlicherweise nicht preis. Klar ist jedoch: Der Hauptbestandteil dieses Pulvers ist Wolfram. Und klar ist auch: Die schwarzen Konusmembrane sind eigentlich zu schön, um sie hinter den magnetisch fixierten Textilbespannungen zu verstecken.
Die Membran des großen Tieftöners wird dagegen im Falle des Karat GS Edition aus Zellulosebrei hergestellt, dem Graphit beigemischt wird. Papiermembrane sind wegen ihrer geringen Masse und ihres Resonanzverhaltens, das eine natürliche Klangfarbendarstellung begünstigt, generell eine gute Wahl; besonders für den Mittelton. In einem Tieftöner hat allerdings die Versteifung der Membran oberste Priorität, daher wird hier Graphit als zweite Komponente eingesetzt.