Lautsprecher-Technik und Klang
Der ARF-51 selbst ist von seinem AIR-X2-Wireless-Modul und einem integrierten Digital/Analog-Wandler abgesehen als klassischer Aktiv-Lautsprecher konzipiert. Das macht nicht nur mit Blick auf das Discovery-Portfolio Sinn, denn so verfolgt Elac eine zweigleisige Strategie: Während mit den optionalen Erweiterungen in erster Linie komfortorientierte Interessenten angesprochen werden, sollen die Lautsprecher an sich auch besonders kritische Hörer überzeugen. Schließlich ist eine Entscheidung für oder gegen maximale Integration nach wie vor auch eine Frage der Klangqualität und damit ebenso der Preisklasse. Immerhin bewegt sich ein Paar ARF-51 in einem Segment, von dem potenzielle Kundschaft zurecht ein sehr hohes Niveau erwartet. Folgerichtig hat Andrew Jones alles daran gesetzt, die Navis-Lautsprecher auf bestmögliche Performance zu trimmen anstatt sie mit allen erdenklichen Features zu versehen, die der klanglichen Güte abträglich sein können. Deshalb ist die Platine, auf der das Wireless-Modul und der D/A-Wandler sitzen, nur dann aktiv, wenn »Wireless« mit dem rückwärtigen Schalter als Quelle ausgewählt wurde und bleibt ansonsten völlig außen vor. Zu diesem gehobenen Anspruch passend, verfügt der ARF-51 neben einem RCA-Eingang auch über einen symmetrischen XLR-Eingang für die Verbindung mit einer Vorstufe oder dem Vorstufenausgang eines Vollverstärkers.
Überdies ist die Lautsprechertechnik aufgrund der audiophilen Maßgabe völlig analog gehalten, das vollaktive 3-Wege-System nutzt keinen DSP als Frequenzweiche. Statt dessen befindet sich im hinteren Bereich der robusten, aus MDF gefertigten Gehäusekonstruktion eine nach alter Schule mit diskreten Bauteilen aufgebaute Weiche. Sie ermöglicht eine Absenkung und Anhebung der Höhen und Mitten um ein Dezibel, tiefe Frequenzen können um ein Dezibel angehoben oder um vier Dezibel abgesenkt werden. Darüber hinaus stehen ein schaltbares Hochpassfilter, das wahlweise bei 60 Hertz oder bei 80 Hertz einsetzt, und eine Gain-Absenkung zur Verfügung. Für die Schallwandlung des Hoch- und des Mittelton-Bereichs ist ein Koaxialchassis zuständig: Im Zentrum einer 100 Millimeter durchmessenden, ringförmigen Aluminium-Membran sitzt eine 25-Millimeter-Gewebe-Kalotte. Dieser koaxiale Treiber sitzt in einer separaten, abgeschlossenen Gehäusekammer; die drei rückseitigen Ventilationsöffnungen sind mit dem Bassreflex-Kanal verbunden.
Die dreikanalig aufgebaute Verstärker-Elektronik des ARF-51 hat insgesamt satte 300 Watt Ausgangsleistung, sie stellt 160 Watt für die Tieftöner und 100 Watt für den Mitteltöner bereit. Somit bleiben immer noch komfortable 40 Watt Leistung zur Ansteuerung des Hochtöners übrig. Angesichts dieser beeindruckenden Leistungsdaten vermutet man erst recht, dass hier eine effiziente Class D-Verstärkung am Werk ist, doch Elac hat sich gegen eine herkömmliche Schaltverstärkung entschieden, deren klangliche Qualitäten auch im Allgemeinen weiterhin diskutiert werden. Daher sind die Endstufen der Navis-Lautsprecher in Class A/B-Topologie ausgelegt, allerdings ist dennoch ein Schaltverstärker mit von der Partie: Elac verwendet die in den Neunzigern entwickelte Bash-Technologie (Bridged Amplifier Switching Hybrid), bei der ein Schaltverstärker die Versorgungsspannung für die Class A/B-Endstufe bedarfsgerecht liefert. Auf diese elegante Weise können die klanglichen Vorzüge des klassischen, diskreten Schaltungsaufbaus genutzt werden, ohne sich damit Probleme wegen einer hohen Verlustleistung und Abwärme einzuhandeln.
Wenn Sie gern Pop- und Rockmusik hören, könnten Sie sich allerdings wegen des Navis ARF-51 Probleme mit Ihren Nachbarn einhandeln, denn was seine drei Tieftöner im Zusammenspiel mit seiner Endstufe vollbringen, ist wirklich phänomenal: Der ARF-51 lässt sich selbst von abgrundtiefen Bassläufen in Electro-Tracks in keinster Weise beeindrucken. Er zeichnet die Bass-Sequenzen knochentrocken durch und schiebt sie mit enormer Kraft in den Raum, zugleich pariert er kurze Impulse synthetischer Drums ansatzlos. Obendrein klingt die nur moderat mit Effekten »aufgepimpte« Stimme von Amelie Lens bei »Follow« völlig natürlich, und obwohl die Techno-Künstlerin aus Antwerpen durchaus Gesangstalent hat, will ich die Fähigkeiten des ARF-51 im kritischen Stimmbereich weiter erkunden. Wenn Diana Krall »Moonglow« anstimmt, entsteht ein Gesamteindruck ihrer Stimme, sogar ihrer Gestalt, den auch manch kostspieliger Lautsprecher so nicht hinbekommt: Diana Kralls Vortrag klingt enorm facettenreich, äußerst plastisch und absolut natürlich.
Stephanie Proot spielt Beethovens Klaviersonate in Es-Dur (Op. 27, Nr. 1/2), bei dieser ausgezeichneten Produktion bildet der ARF-51 den Instrumentenkorpus messerscharf ab und bringt zugleich feinste tonale Abstufungen und das Verklingen der Noten in aller Deutlichkeit voll zur Geltung. Dabei bringt seine agile Spielweise während des rhythmisch prägnanten ersten Satzes meinen Fuß unwillkürlich zum Wippen. Ninet Tayeb ist eine vielseitige Sängerin mit außerordentlicher Stimmgewalt, die sie auf ihrem aktuellen Solo-Album »Paper Parachute« erneut unter Beweis stellt. Musikalisch ist Ninet im Alternative Rock zuhause, aber sie macht gern Ausflüge in den Hard Rock. »Elinor« ist der bislang wildeste Exkurs in diese Richtung, hierbei geben Band und Sängerin Vollgas von der ersten bis zur letzten Sekunde. Der ARF-51 behält inmitten eines furiosen Spektakels von Percussion, Gitarrenbrettern und E-Bass völlig gelassen die Übersicht, positioniert die Musiker akkurat gestaffelt, mit Ninet klar abgegrenzt im Vordergrund, auf einer weitläufig ausgedehnten Bühne und entfesselt die ganze Energie dieses Songs scheinbar mühelos - Gratulation an Elac für die glänzende Vorstellung des ARF-51.