Elac Uni-Fi Reference UFR52 – Praxis
Die wichtigste Neuerung des Uni-Fi Reference UFR52 gegenüber dem Uni-Fi UF52 kommt in erster Linie dem Koaxialtreiber zugute: Die Schallwand ist leicht konvex geformt, um das oberhalb des Tieftons vorteilhafte dreidimensional homogene Abstrahlverhalten des Koaxialchassis auszureizen und Kantenreflexionen zu minimieren. Die aus Kunststoff geformte Schallwand ist auf den Korpus aufgesetzt und beinhaltet einen schlitzförmigen Bassreflex-Port direkt oberhalb des Gehäusebodens. Zusätzlich ventiliert der modifizierte Bassreflex-Kanal über zwei rückseitige Öffnungen; die Bassreflex-Rohre wurden an beiden Enden strömungsoptimiert. Im oberen Bereich des Gehäuseinneren findet sich noch eine Modifikation: Dort trägt eine neue Verstrebung zwischen den Seitenteilen und dem Gehäusedeckel zur weiteren Versteifung des Korpus’ bei.
Hörtest
Hinsichtlich seiner Aufstellung verhält sich der UFR52 völlig unkompliziert: Der basspotente Standlautsprecher kann trotz der rückseitigen Austrittsöffnungen mit etwa 30 Zentimetern Distanz zur Rückwand platziert werden, ohne im Grundton und Oberbass aufgedunsen zu klingen. Gleichzeitig vollbringt er bei einer wandnahen Aufstellung eine sauber gestaffelte Ausdehnung des Klangbildes in die Tiefe hinein. Mit einem Meter Abstand nach hinten, mindestens eineinhalb Metern seitlichem Freiraum und leicht auf den Hörplatz eingewinkelt läuft der UFR52 indes zur Höchstform auf: Die sehr weitläufig angelegten Klangpanoramen des Elektro-Künstlers John Digweed (Album »Live In Tokyo«) wirken jetzt nachgerade uferlos, der Uni-Fi Reference zirkelt diesen spektakulär abgemischten virtuellen Klangraum in allen Dimensionen minutiös ab, lässt dabei die Grenzen von Lautsprecherbasis und Ohrachse weit hinter sich. Während akkurat platzierte Effektsounds überall im Hörraum schweben, schüttelt der UFR52 federnde, erdige Beats locker aus dem Ärmel und schiebt tiefe Bassläufe mit Nachdruck in den Raum. »Menos es más« aus der EP »Notam« von Bondaruk führt den Genuss tiefer Basslagen allerdings noch einmal auf eine andere Ebene, vorausgesetzt natürlich, der Lautsprecher kann bis zu den tiefsten Registern herabsteigen. Der UFR52 fühlt sich offenkundig auch in diesem tiefschwarzen Frequenzkeller wohl, er zeichnet bei gehobener Lautstärke die voluminösen Bassläufe straff durch, differenziert selbst hierbei feine tonale Abstufungen und macht den Schalldruck auch in seiner physischen Dimension erlebbar.
Imany, mit bürgerlichem Namen Nadia Mladjao, wurde durch die Girl-Pop-Hymne »Don’t Be So Shy« aus dem Soundtrack zum Film »Sous les jupes des filles« populär, den sie produziert hatte. Genau genommen verdankte sie diesen Durchbruch allerdings Filatov & Karas, die mit einem Remix des von Sherika Sherard gesungenen Songs 2014 einen Hit landeten. Womöglich bewirkte dieser »Erfolg über Bande« jenen Reifungsprozess, im Zuge dessen sich die Sängerin und Songwriterin als Künstlerin neu erfunden hat. Denn mit Blick auf ihr bisheriges Schaffen hat sie genau das getan, und klar ist, ein derart außergewöhnliches Album wie »Voodoo Cello« entsteht nicht einfach aus dem Nichts heraus: Es ist die geradezu skurril wirkende Besetzung mit acht Celli, die diese Eigenproduktion zu etwas ganz Besonderem macht. Auch insofern, als man manchmal kaum glauben kann, dass hier alle Klänge - ohne Post-Production-Effekte -, nur von Celli herrühren. Zu Beginn von »If You Go Away« heulen die Instrumente wie Sirenen, dann ein rhythmusgebendes Klopfen auf dem Korpus, bis schließlich einige der Streicher die Melodie spielen. Währenddessen erklingen sie dann in gewohnter Weise, und der UFR52 stattet sie mit ihrer charakteristischen Sonorität aus, widmet sich dabei feinsten tonalen Schattierungen und trifft honigfarbene Tonlagen wunderschön auf den Punkt. Und dann setzt Sängerin Imany ein, wird in ihrer ganzen Ausdruckskraft, förmlich mitsamt ihrer körperlichen Präsenz, spürbar. Der UFR52 bildet ihre füllige Soul-Stimme messerscharf konturiert und richtig proportioniert ab, zugleich lässt er jenes Vibrieren ihrer Stimme unmittelbar unter die Haut gehen, das ihrem Vortrag einen zeremoniellen Anklang verleiht.
Anschließend spielt Hélène Grimaud zusammen mit der Camerata Salzburg »The Messenger« in der Fassung für Piano und Streicher von Valentin Silvestrov. Der Uni-Fi Reference gibt hierbei den Violinen gebührende Strahlkraft und fächert die ganze Klangfarbenpracht des Konzertflügels auf. Dabei bildet er den Instrumentenkörper glaubhaft dimensioniert und sehr plastisch ab, das Klanggeschehen hat organischen Charakter. Zudem geht er hier voller Fingerspitzengefühl für die melodischen Bögen zu Werke und akzentuiert die feenhafte Leichtigkeit, die Hélène Grimauds Spiel auszeichnet. Dabei bleibt das große Ganze immer im Blick, die atmosphärische Spielweise des Uni-Fi Reference erfasst sowohl das schwebende als auch das fließende Moment dieses Stücks und ermöglicht so, ganz in ein intensives Musikerlebnis einzutauchen.