Journeys
Gerade noch rechtzeitig, um auch mit ihr den Stream klanglich zu entdecken und herauszufinden, ob seine DACs ein gutes Team sind, trifft aus Berlin eine neue SACD vom audiophilen Label Opus 3 Records ein: „Beyond“ von Peder af Ugglas. Die Produktionen des Label-Chefs Jan-Eric Persson gelten selbst im erlauchten Kreis klanglich hervorragender Tonträger als besonders genussdienlich, diese bei Applied Acoustis erhältliche Aufnahme (SACD 22072) ist das erste Werk aus dem neuen Opus 3-Studio. Ende der Achtziger trennten sich übrigens die Wege der früheren Gründer von Opus 3, so dass seither zwei gleichnamige Labels existieren. Jan-Eric Persson produziert für sein Opus 3 Records seit 2001 nur im SACD-Format und inzwischen ausschließlich fünfkanalig, allerdings immer unter wohl dosiertem Einsatz puristischer Technik, weshalb sich die Einspielungen durch selten so zu hörende Unmittelbarkeit und atmosphärische Dichte auszeichnen - Attribute, die genauso auf Peder af Ugglas‘ Spiel zutreffen. Drei Jahre nach Erscheinen des ersten Albums „Autumn Shuffle“ präsentiert der vielseitig talentierte schwedische Musiker nun sein zweites Soloalbum, dass mit deutlich reduzierten Stilmitteln und Instrumentierung die Slidegitarre in den Fokus der Arrangements rückt. „Beyond“ enthält nur von af Ugglas selbst komponierte Instrumentaltitel, die dem Blues verpflichtet und Vorbildern wie Mark Kopfler oder Ry Cooder traditionell verbunden sind. Trotz der Erinnerungen an solche Größen demonstriert der vom Breitenpublikum unentdeckte Musiker immer seinen eigenen Stil und dürfte mit diesen energiereichen, oftmals sehr beschwingten Stücken auch Leute begeistern, die nicht zwingend Bluesfans sind - mir ging es jedenfalls so. Klanglich verdient sich der Stream den gleichen Zuspruch wie das Album, etliche Hürden wie Klavieranschläge und knorrig-erdige Bassläufe klingen überraschend unangestrengt und erwachsen, der unverwechselbare und unnachahmliche Sound einer Hammond B3-Orgel sorgt wirklich für die sprichwörtliche Gänsehaut. Speziell für das über die Preisklasse hinausreichende Niveau des Leema-Players charakteristisch ist seine Fähigkeit, einzelne Instrumente mit vollem Körper und reichlich Luft um sie herum abzubilden, dabei allerdings eine räumlich weit aufgefächerte, hervorragende Gesamtübersicht zu wahren. Der Stream transportiert problemlos die ganze Leichtigkeit und Intimität dieser Aufnahme, vermittelt glaubwürdig den prickelnden Glanz einer lebendigen Session.
Musikalisch vollkommen anders beschaffen, jedoch klangtechnisch nicht minder beeindruckend und das Equipment teils extrem fordernd ist ein bereits 2003 bei Neptun Media veröffentlichtes Album, auf das ich erst kürzlich gestoßen bin: „Drums of the World“ von Gomer Edwin Evans. In Genre-Schubladen gepackt gehört dieses Werk percussion-orientierter Instrumentaltitel nach heute üblichen Begriffen ins New Age-Fach, könnte allerdings kaum weiter von inspirationslosen Klischees und stereotyper Eintönigkeit entfernt sein. Evans‘ Drums of the World, nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Compilations unterschiedlicher Künstler vom Label Playasound, erzählt eine fesselnde Geschichte über die Mentalität diverser Kulturen, lädt zu einer Reise durch charakteristische Klänge ein, die ureigene Interpretationen von Mystik und Meditation vorstellen. Besonders faszinierend ist auch nach häufigerem Hören, wie treffend Evans‘ Illustration geistesgeschichtlicher Motive der Kelten, Afrikaner, Asiaten und Indianer wirkt, die klanglichen Einblicke offenbaren und vermitteln gleichermaßen ein tiefes Verständnis für das Wesen dieser Kulturkreise. Allen Ausdrucksweisen gemeinsam ist natürlich der intensive Gebrauch percussiver Instrumente aller Formen und Größen. Dies allein macht jedoch nicht die große Herausforderung für Musikanlagen aus, Schellenringe und Rohrglockenspiele bei „Native American Rain Dance“ zeugen im Idealfall von der außergewöhnlichen Produktionsqualität des Albums, verlangen nach äußerst hochwertigen Komponenten - sonst wird es wirklich unerträglich. Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass der Stream nicht das nötige Auflösungsvermögen besitzt, diese Passagen zum Vergnügen zu machen, eine solche Erwartung wäre allerdings überzogen. Andere sehr schwere Prüfungen wie einen Synthesizerbasslauf in „Japanies Drum Trance“ meistert der Leema Acoustics Stream mit Bravour, hieran sind schon teuere Kandidaten kläglich gescheitert. Das sowohl geradezu hypnotisch als auch antreibend wirkende Stück wird von Basssequenzen untermalt, deren betont künstlich gestalteter Klang mindestens ebenso deutlich körperlich spürbar wie hörbar wird und so einiges im Raum zu Schwingungen anregt. Hierbei leistet sich der Stream nicht die geringste Schwäche, zieht wenig beeindruckt wirkend bis ganz unten sauber durch - Kompliment. Ganz klar: Leema Acoustics‘ Stream ist waschechtes High End zum Kennenlernpreis.