Volumio Integro im Test:Technik und Hörtest
Für all jene, die mit einem Multiroom-Szenario liebäugeln oder die Medienvielfalt erweitern möchten, bringt das Volumio-Betriebssystem zwei interessante Neuerungen mit: Die aktuelle Version 3.3 von Volumio OS ist mit Sonos-Geräten und Chromecast built-in kompatibel. An den ganz privaten Musikgenuss wurde auch gedacht: An der Vorderseite des Integro befindet sich eine 6,3-mm-Klinkenbuchse, der eine dedizierte Kopfhörer-Verstärkungsstufe vorgeschaltet ist. Sie ist mit einem DAC des Typs PCM5122 von Texas Instruments sowie dem Verstärkermodul TPA6120A2 von Texas Instruments bestückt, das eine Class-A/B-Topologie aufweist. Diese Kopfhörerstufe treibt problemlos auch hochohmige Exemplare an, wie sich bei Diana Krall (»Moonglow«, Album »Turn Up The Quiet«) und dem Danish String Quartet (»Shine You No More«, Album »Last Leaf«) schnell herausstellt: Der angeschlossene Sennheiser HD 800 S (300 Ohm) zeigt in Sachen Auflösung, Dynamik und Tonalität einen Gutteil seines Könnens.
Zusätzlich zu den kabelgebundenen Möglichkeiten kann Audio auf zwei drahtlosen Wegen gestreamt werden: Eine Wireless-Verbindung ist zunächst einmal auch per AirPlay2 möglich, dies ist allerdings nur via Shairport Sync vorgesehen. Darüberhinaus verfügt der Integro über eine Bluetooth 5.0-Schnittstelle, die aptX und Low Latency unterstützt; verantwortlich dafür ist der Qualcomm-Chipsatz QCC3008. Bleiben wir kurz bei der Hardware unter der Aluminiumhaube, denn die hat es in sich: Um den rechenintensiven Aufgaben gerecht zu werden und eine möglichst schnelle Reaktion des Systems zu gewährleisten, verwendet Volumio den Amlogic S905D3-N0N, eine mit 1,9 GHz getaktete 64-Bit-CPU mit vier ARM Cortex A55-Kernen. Dieser performante Chip greift auf 2 GB schnellen DDDR4-Arbeitsspeicher zu; summa summarum steht genug Leistung parat, um flüssig durch große Musikbibliotheken zu navigieren.
Bei der Verstärkerstufe des Integro handelt es sich um einen Schaltverstärker, der auf Basis zweier, in Dual-Mono-Konfiguration verwendeter MA12070P von Infineon aufgebaut ist und auch größere Lautsprecher wie die von uns verwendeten Elac FS 407 ordentlich auf Trab bringt, die einen mittleren Wirkungsgrad haben. Der I2S-Eingang dieser Schaltverstärkerchips wird für eine sehr elegante Lösung hinsichtlich der digitalen Signalverarbeitung genutzt: Der eingangsseitige Datenstrom wird mithilfe von PCM-PWM-Umsetzern direkt in den Pulsweitenmodulator geschickt, sodass aufwendige Filterstufen entfallen und somit auch kein separater DAC-Chip benötigt wird. Die Ausgangsstufe ist mit Polypropylen-Kondensatoren von WIMA bestückt. Galvanisch isolierte S/PDIF-Schnittstellen und eine Spannungsglättung für den USB-Taktgeber runden mit Blick auf klangrelevante Detaillösungen das Bild ab.
Streaming-Dienste und Plugins
Die für klanglich anspruchsvolle Musikhörer wesentlichen Musikdienste Tidal, Qobuz und Highresaudio werden nativ unterstützt und in der Volumio-App unter den verfügbaren Tonquellen angezeigt. Daneben gibt es in Form diverser Plugins eine Vielzahl von Erweiterungsmöglichkeiten, die das von den meisten Hörern Gewünschte übersteigen dürften. Zu den sicherlich häufiger genutzten, per Plugin verfügbaren Diensten zählen Tidal connect und Spotify connect. Um in das praktisch unerschöpfliche Angebot des Webradio einzutauchen, steht der Internetradio-Dienst TuneIn zur Verfügung. Die Liste weiterer optionaler Plugins ist lang, wobei einzelne Dienste unter Umständen aufgrund von API-Restriktionen oder Geoblocking nicht jederzeit und überall nutzbar sind. Prinzipiell lässt sich das Volumio-System unter anderem mit Soundcloud, Mixcloud, YouTube, Squeezelite, Radio Paradise und Podcasts erweitern. Außerdem wird auch ein Roon Bridge-Plugin angeboten sowie das Open Source-Tool »Fusion DSP«, das eine Anpassung an akustische Gegebenheiten des Raumes und an persönliche Präferenzen mithilfe eines parametrischen Equalizers ermöglicht. Wer die Raumanpassung perfektionieren will, kann zudem mit der für MacOS, Linux und Windows erhältlichen freien Software REW (Room EQ Wizard) Korrekturkurven ermitteln - wofür auch ein Messmikro benötigt wird - und sie über einen USB-Port des Integro in das Fusion DSP-Plugin laden.
Hörtest
Für unsere Hörtests haben wir davon Abstand genommen, unseren ohnehin mit Absorbern optimierten Raum einzumessen und haben die Musik in ihrem jeweiligen Originalformat ohne Upsampling gehört. Als Lautsprecherkabel haben wir das XT-25 von QED verwendet, das sich schon vielfach bewährt hat. Den Anfang macht der Techno-Track »No One Needs To Cry« (Album »Ten«) von Deborah De Luca, der neben einem trockenen Beat sehr tiefe Bassläufe enthält. Der Integro bleibt davon unbeeindruckt, schiebt die tiefen Register kontrolliert in den Raum und ermöglicht den Elac FS 407 auch, ihre ganze Durchsetzungskraft zu entfalten. Beim anschließenden »Who Is Us« aus der gleichnamigen EP von Ninet Tayeb lässt der Volumio die Ausdrucksstärke der Rock-Röhre sofort unter die Haut gehen und kann auch dem druckvollen Gitarrenriff die richtige Prägnanz geben, indem er nach oben heraus völlig offen spielt.
Das 2016 veröffentlichte »Ehrlich gesagt« war das erste Album von »Carolin No«, auf dem ausschließlich deutschsprachige Songs zu finden waren. Hinter dem Bandnamen »Carolin No« stehen Carolin und Andreas Obieglo, die für ihre Konzerte und Einspielungen unterschiedliche Gastmusiker um sich scharen. Dabei gehen sie immer wieder über Genre-Grenzen hinaus, doch eines haben alle Projekte gemein: Sie sind hervorragend produziert; das von Andreas Balaskas gemasterte »Ehrlich gesagt« eignet sich daher bestens, den audiophilen Qualitäten des Integro auf den Zahn zu fühlen. Gleich zu Beginn von »Ohne Worte« will die nah mikrofonierte, stimmgewaltige Sängerin Carolin Obieglo erstmal bewältigt werden, und das macht der Integro mit Bravour: Er stellt ihre Stimme messerscharf fokussiert und richtig proportioniert in den Vordergrund, lässt sie dabei lupenrein und glockenklar in all ihren Facetten erklingen. Als Rebecca Carrington und Tilmann Wehle mit ihren Celli einsetzen, zeichnet der Integro die Instrumente mit klar nachvollziehbaren Umrissen und spart nicht an sonorem Schmelz. Wenn dann auch Schlagzeug und Piano ins Geschehen einsteigen, wird vollends klar, welch großformatige Bühne der Integro anlegt: Die Bassdrum verschafft sich aus der Tiefe des Raumes Geltung und die Musiker haben gebührend Freiraum. Zudem leuchtet der Integro die Bühne taghell aus und geht tonal außerordentlich transparent zu Werke. Ehrlich gesagt hätte ich dieser »kleinen Kiste« nicht zugetraut, aus dem Klangfarbenreichtum des Pianos ein derart hinreißendes Erlebnis zu machen: Während der Integro sehr gefühlvoll die Melodie akzentuiert, wird der Instrumentenkorpus samt seines Innenlebens hörbar und wohlig warme Noten hüllen mich ein - eine großartige Vorstellung!