Bildeindruck
Nach der ganzen Aufbauerei, Farbkalibrierung, dem Hantieren mit abstrakten Testbildern und Messgeräten kommt für die Redakteure der vergleichsweise entspannte Teil: Filme und Fernsehen schauen, ...zumindest ausschnittsweise. Was recht schnell am einmal korrekt eingestellten JVC auffällt ist die verblüffende Plastizität des Bildes, scharfe, kontrastreiche Aufnahmen scheinen die flache Leinwand schlicht zu ignorieren und das Bild wirkt, insbesondere bei Weltraumaufnahmen á la „Wall-E“, wie durch ein Fenster zu sehen, greifbar. Das spricht für ein harmonisches Zusammenspiel aus Scaling, Gamma und hohem Kontrast mit wenig negativem Eigenleben im Bildergebnis. Für ein auf LCD-Technik basierendes Bild wirkt alles sehr naturalistisch – sonst eher eine Domäne highendiger DLP-Projektoren. Der oftmals etwas artifizielle Look der Flüssigkristalle fehlt. Ein „Bravo!“ an die japanischen Entwickler.
Überhaupt strahlt der Weltraum vor allem bei halb oder ganz geschlossener Iris eine echte Tiefe aus und selbst kleinste Sterne funkeln erstaunlich brillant, weil sie eben dank der Konvergenzeinstellung auch wirklich scharf und ohne Farbsaum abgebildet sind. Aber JVCs LCoS-Derivat D-ILA liefert auch in komplexen Motiven einen knackigen Kontrast und das HQV-Prozessing holt, besonders bei dezent eingestellter Detailanhebung, feinste Einzelheiten wie Webmuster oder Hautporen aus dem Video und bringt damit eine Plastizität auf die Leinwand, die vor wenigen Jahren nicht einmal die highendigsten Projektoren zeigen konnten. Das galt nicht nur für Filme von Blu-ray wie den hervorragend gemasterten „Wall-E“. Photos von einer Geburtstagsfeier vergangenen Sommers aus der digitalen Fotokamera riefen angenehme Erinnerungen wach. Digitalfotos nutzen nahezu die identischen Rahmenbedingungen wie digitale Videos, so verwenden sie etwa den „sRGB“-Farbraum, der sich quasi perfekt mit dem „REC-709“ von HDTV deckt und sind wunderbar (...und gar nicht zufällig...) kompatibel mit aktuellen Displays und Projektoren aus der Heimkinowelt. Die in diesem Falle zur Anzeige verwendete Playstation 3 zeigte lebensnahe und zum Greifen plastische Fotos, die auf besagter Feier in schönster Sonne geschossen wurden und daher eine gute Referenz darstellen. Auch hier: Nur bei ganz satten Farben übertrieb der HD350 merklich, mit dem Farbregler auf „-10“ strahlten die Gesichter und Kleidung wie in der Erinnerung.
Aber auch mit schnödem, niedrig aufgelösten Bildern von Sat-Empfang und DVD, angeliefert als 576i wusste der JVC gut umzugehen. Der HQV-De-Interlacer baut die Halbbilder quasi perfekt zusammen, vor allem bei Filmen von DVD. Im TV-Programm, wo der Videomodus öfter wechselt, kommt es hier und da zu einer nur einen Wimpernschlag dauernden Fehlentscheidung des De-Interlacers, der dann, etwa in Laufschriften, kurz ausgefranste Konturen zeigt. Dies lässt sich durch Abschalten der Filmmode-Erkennung, etwa für eine Fußballübertragung, sogar auch noch unterbinden. Auch aus PAL holt der Scaler verblüffend feine Details und scharfe Konturen ohne Übertreibungen, dass man sich ohne direkten Vergleich schon mal fragt, ob nicht vielleicht schon HD auf dieser DVD liegt?