Messungen und Bildparameter
Wie schon die Vorgänger, so verwendet der HD350 einen übergroßen Farbraum und zeigt damit sattere, wesentlich sattere Farben als dies von der Norm vorgegeben wird. Sattere Farben? Das klingt erst einmal gut. Tatsache ist, dass er stets sattere Farben verwendet, egal, wie das Original aussah. Schaut man auf solch einem Bild etwa Fotos vom letzten Grillen, so zeigen alle Gesichter einen Sonnenbrand, das kann also nicht im Sinne des Erfinders sein. Beim größeren Modell HD750 lässt sich der Farbraum vom Fachmann recht genau einmessen und der dort integrierte THX-Modus zeigt ebenfalls das richtige Maß an Sättigung. Die Reduktion des Farbsättigungsreglers am HD350 hilft in Grenzen, der Übersättigung Herr zu werden, allerdings lässt sich das nur subjektiv verstellen und man landet dann bei etwa „-10“ bis „-12“ um gesunde Gesichter zu erhalten. Darunter leidet dann allerdings die an sich sehr vorbildlich und symmetrisch arbeitende Farbmatrix – ein Kompromiss. Es ist eben ein Unterschied, ob man den richtigen Farbort (Koordinate im CIE-Chart = Farbtönung) oder mit dem Farbregler den Farbpegel (Menge/Deckkraft des Farbtons in Relation zur Kontrastinformation) einstellt. Nur beim teureren Topmodell lässt sich beides korrekt einstellen.
Recht genau lässt sich per RGB-Regler die Farbbalance justieren und auch die vorprogrammierten Farbtemperaturen zeigen ein recht lineares Verhalten, nur dass sie – wie leider üblich, zumindest bei niegel-nagel-neuer Lampe – alle einen Blaustich aufwiesen. Die Gammakurven „Normal“, „A“, „B“ und „C“ liefern alle einen Messwert in der Gegend von Gamma 2,0, was die mittleren Töne im Bild aufhellt und zwar eine Menge Licht auf die Leinwand bringt, aber das Bild flacher wirken und Bildfehler wie MPEG-Artefakte über Gebühr hervortreten lässt. Im manuellen Gammamodus lassen sich höhere Werte vorwählen und der Wert „2,4“ ergab dann eine reale Kurve von Gamma 2,16 nahe am Ideal von 2,2. Eine weitere, theoretisch mögliche, manuelle Feineinstellung der wunderschön grafisch editierbaren Kurve gelang den Testern nur schwer, weil sich die Nachbarwerte eines zu verstellenden Parameters stets wie scheinbar zufällig verschieben und vorherige Parametrierungen stets wieder verfälschen. Dafür stimmen die Kurven der Voreinstellungen wunderbar auf den Logarithmus und bedürfen praktisch keiner weiteren Einstellung. Ärgerlich nur, wenn solch ein Feature angeboten wird ohne wirklich nutzbar zu sein. Vielleicht hilft ein späteres Firmwareupdate?
Sehr gut gelungen ist die verstellbare Irisblende im Objektiv, die im HD350 drei, im HD750 16 Stufen kennt, von ganz offen bis zur deutlichen Reduktion des Lichtstroms. Schon die drei Stufen des getesteten Basismodells reichen um den Kompromiss zwischen maximalem Licht, viel Licht mit minimalem, kontrastmindernden Streulicht und maximalem Schwarzwert zu verstellen.
Neben den bereits erwähnten Spezialitäten des HQV-Chipsatzes bietet JVC ein paar recht clevere eigene Parameter an, wie etwa die Möglichkeit nur Standard-Definition (PAL/NTSC) per Overscan zu glatten Bildkanten mittels leichtem Überhang zu verhelfen. HD-Inhalte bleiben unbeschnitten, egal ob 720er oder 1080er Auflösungen. Stets möglich ist eine Maskierung des Bildrandes ohne Overscan und damit verbundener Skalierung, was auch das ein oder andere Problem am Bildrand verstecken kann, ohne zu sehr in die Bildgestaltung einzugreifen.
Nicht ganz perfekt scheint die Quantisierung gelungen zu sein, also die digitale Ansteuerung der drei D-ILA-Panels. Bei ganz feinen Farbverläufen kann es zu feinen, ungewollten Stufen kommen, zumindest bei digital erzeugten Grafiken, wie dem Hintergrundbild des Hauptmenüs der Playstation 3, und idealisierten Testbildern konnten die Tester diese entdecken. Im Film lies sich dieses, zugegebener Weise winzige, Manko nicht reproduzieren. Was sich aber hier und dort von der digitalen Ansteuerung blicken lies waren in seltenen Fällen False-Contur-Effekte, bei bewegten Farbverläufen. Mit dem großen Problem wie es früher beispielsweise DLP-Projektoren zeigten hat das allerdings nichts mehr zu tun, wir reden hier von Kritik auf extrem hohem, elitären Niveau.