- Für den audiophilen Feinstschliff ist Audionet das Beste gerade gut genug: In diesem Hörraum wurde jeder störende Einfluss eliminiert
Die Entmystifizierung
Audionet-Gründer Thomas Gessler hat einmal scherzhaft pointiert, was die Basis für eine Klangbeurteilung sein könnte: „Ich denke, es gibt so etwas wie einen angeborenen Sinn für Qualität.“ In Bezug auf den Hörsinn ist da ja tatsächlich etwas Wahres ´dran, besonders für die Ortung und die Impulscharakteristik ist das menschliche Gehör evolutionär bedingt ein äußerst feines Instrument. Aber im Ernst: Es geht nicht wirklich um die Benennung einzelner Kriterien, sondern darum, der eigenen Intuition zu vertrauen - und vielleicht etwas die Ohren zu spitzen, denn Klangempfinden hat genauso wie jedes andere sinnliche Erlebnis mit geschulter Aufmerksamkeit und Erfahrung zu tun. Eine Portion Unbefangenheit wie in den Anfangstagen kann da nicht schaden; wichtig ist einfach gesagt nur, sich frei zu machen und unvoreingenommen zu hören. Und eine Achtsamkeit dafür zu entwickeln, was die Wiedergabe bei einem selbst bewirkt.
- Auch für so etwas lohnt sich eine Audionet-Anlage: Die Melodie dieses Elektro-Gassenhauers kennt jeder, der in den letzten Jahren Stadien besucht hat. Wenn man wie ich solchen Klängen etwas abgewinnen kann, gibt’s umso mehr Spaß, je mehr man aufdreht
- Niemals ohne! "Touch" von Yello ist ein Muss für meine Hörsitzungen und immer wieder mit von der Partie bei privaten Streifzügen durch die wunderbare Welt der elektronischen Musik. Tatsächlich bin ich seinerzeit im Audionet-Hörraum auf dieses großartig produzierte Album aufmerksam geworden
- Laurent Garnier ganz er selbst: Der französische Altmeister des Electro-Avantgarde hat mit dem Konzept-Album „The Cloud Making Machine“ einen Meilenstein geschaffen - facettenreich, verspielt und wohltuend abgedreht
Wenn bestimmte unwillkürliche Reaktionen auf Musikwiedergabe einen Maßstab für ihre Qualität bieten, was sind dann darüber hinaus verlässliche Anhaltspunkte für die Entwicklung von High-End-Komponenten? Letztlich doch Hersteller-spezifische Vorstellungen vom idealen Klang? Akademisch gesehen ist das nicht ganz verkehrt, ebenso wie die Tatsache, dass sich ein bestimmtes Qualitätsniveau der Reproduktion nicht auf alle Hörer genau gleich auswirkt - natürlich verbleibt immer eine individuelle und insofern subjektive Facette. Immer mehr Hersteller beschreiten wieder einen simplen Ausweg aus dem Dilemma indem sie das alte HiFi-Ideal des puren Signaltransfers hochhalten - Back To The Roots gewissermaßen, nach ästhetischen Strömungen, die innerhalb der letzten zwanzig Jahre deutlich nachvollziehbar waren.
Abseits dessen hat Audionet nie eine Klangphilosophie verfolgt, lieber von Anfang an die Unantastbarkeit der Konserve zum Maß der Dinge erkoren - „Perfekter Klang ist maximale Informationsfülle.“ Für eine High-End-Manufaktur mit wissenschaftlichen Wurzeln klingt das geradezu selbstverständlich - und für jeden, der die Angelegenheit sachlich betrachtet, auch. Doch angesichts absolut zauberhafter Momente mit hervorragenden Musikanlagen ist es schwer, eine so bestechend simple Einsicht zu akzeptieren. Dann werden aus den Parfümeuren der Klänge, aus hoch respektierten Maitres, die wissen, welche Wege zur höchsten Musikalität führen, schnell bloße Optimierer von Messschrieben - da kann doch etwas nicht stimmen, das kann doch nicht alles sein. Richtig, denn zum einen beruht eine solche ernüchternde, völlig widerstrebende Vorstellung auf einem Fehlschluss: Das Ziel mag sich einfach definieren lassen, der Weg dorthin bleibt jedoch eine ganz andere, tatsächlich äußerst diffizile Sache. Die wahre Kunst besteht eben darin, ein Höchstmaß von Informationsfülle zu erreichen, wirklich alles aus den Scheiben oder Files heraus zu kitzeln - und intakt an unser Gehör zu bringen.
„Perfekter Klang ist maximale Informationsfülle.“ - Thomas Gessler
Außerdem beruhigend: Als wäre das nicht schon anspruchsvoll genug, gehört immer noch jenseits der Labordaten viel mehr zum Handwerk. „Wenn wir bei unseren Komponenten an den letzten Feinschliff gehen, vergleichen wir hörbare Einflüsse von Bauteilen, die auch wir im Labor nicht mehr darstellen können“, berichtet Andreas Sehlhorst. Da kommt dann in Bochum der mit beispiellosem Aufwand optimierte Hörraum ins Spiel, verbindet sich zum x-ten Mal Studieren mit tagelangem Probieren. Als notorischer Feingeist muss man sich noch etwas klar machen: Was High-End leisten soll, das ist einfach - nichts weiter. Ein formelhaft wirkendes Klangideal rüttelt nichts an der befriedigenden Komplexität, die unsere Wahrnehmung beim Musikhören ausmacht. So steht am Ende jeder Audiophile vor einer individuellen, gleichsam einfachen wie schweren Entscheidung: Will ich wirklich möglichst viel vom Klang der Aufnahme oder nehme ich für meine Komponenten charakteristische Nuancen in Kauf - wähle ich die rote oder die blaue Pille?