Music Was My First Love
In diesem Jahr feiert Audionet sein 20-jähriges Jubiläum. AV-Magazin gratuliert und nimmt diesen Moment zum Anlass für ein paar persönliche Gedanken zum Thema High-End.
Audionet auf der HIGH END | |
Atrium 4, Raum E 101 | |
15. - 17. Mai 2015 | |
M,O,C | |
Lilienthalallee 40 | |
80939 München |
Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, die wie im Flug vergeht. An manchem geht sie scheinbar fast spurlos vorüber, andere wollen sie festhalten und laufen dem Lauf der Dinge hinterher; wieder andere gehen mit ihr, nutzen den Tag und hinterlassen Spuren. Während die Welt sich immer schneller dreht, unaufhaltsam in Richtung Ungewissheit, sucht jedoch fast jeder nach einem persönlichen Rückzugsort, einer Ladestation für die Sinne. Oft ist ein solches Refugium kein spezieller Ort, es ist einfach das süße Nichtstun in den eigenen vier Wänden, die Seele baumeln lassen, eine subjektiv sinnstiftende Beschäftigung. Für viele gibt es zum Auftanken im Alltag nichts Besseres als Musikhören: Musik regt ganz unmittelbar an, die emotionale Intention eines Künstlers trifft sich mit eigenen Gefühlen, vermengt sich mit Erinnerungen, Wünschen und Launen zu einer individuellen Bedeutung. So entstehen Lieblingsstücke und kostbare Momente. Wirklich?

Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, muss ich feststellen: Diese Glücksmomente waren für viele Jahre immer seltener geworden. Oft hatte ich nicht mal mehr Lust, Musik zu hören. Meist ließ ich mich von Musik im Hintergrund berieseln. Und wenn ich, wie früher, mich hinsetzte und konzentriert hörte - dann tat ich genau eben das. Die Musik nahm mich nicht richtig mit, holte mich nicht ein auf meiner passiven Jagd nach dem besonderen Erlebnis. Viele Menschen haben dazu noch nicht einmal mehr die Zeit, oder sie nehmen sie sich nicht mehr. Im Freundeskreis bin ich als einziger Klangenthusiast verblieben, meist ist das Hobby ganz banalen pragmatischen Umständen unterworfen und weniger wichtig geworden; mit halbherzigem Bedauern quittiert. Dann gibt es eine ganz andere Spezies: Ich kenne Menschen, die hören wie eh und je Musik, aus simplen Kisten und Tröten, und haben wie eh und je ihre helle Freude daran - beneidenswert!
„Ich denke, es gibt so etwas wie einen angeborenen Sinn für Qualität.“ - Thomas Gessler
Was mich daran fasziniert, ist das schiere Abstraktionsvermögen, das ganz automatisch am Werk ist, eine riesige Kluft zwischen realem Klanggeschehen und dem, wie es ‚richtig‘ ist, mühelos zu überbrücken. Dabei schreibe ich mir offen gesagt gerade eine gewisse Fähigkeit und Neigung zur Abstraktion zu; sie ist einer der Gründe, warum ich Musik mag, besonders instrumentale Klassik und elektronische Musik der inspirierten Sorte. Keine allzu großen Vorgaben, keine einengenden Rahmen - einfach die Klänge wirken lassen und mitschwingen. Das ist für mich Musikhören, eigentlich. Was ist also passiert?