Ein Ton sagt mehr als tausend Worte
Zeit für's gute alte Musikhören. Als Lautsprecher haben wir dem DNA für unsere Hörtests hauptsächlich die kürzlich von uns getesteten T+A Criterion TCD 210 S zur Seite gestellt, als Netzkabel kam das Audionet P10 zum Einsatz. Zwischen dem Netzwerk-Hub und dem DNA haben wir das neue Ethernet-Kabel N10 von Audionet verwendet, das mit besonders aufwendiger Schirmung, Reinkupfer-Leitern und einer separat geschirmten Übertragerplatine sowie sehr hochwertigen, vergoldeten RJ45-Steckern für optimale Rahmenbedingungen sorgt. Sie glauben noch nicht an den klanglichen Einfluss von Netzwerk-Kabeln? Hören Sie sich einen Vergleich zwischen einem Standard-Exemplar und einem hochwertig ausgeführten Netzwerk-Kabel unvoreingenommen an, danach werden Sie zunächst kaum ihren Ohren trauen!
Eine ähnliche Irritation könnte Sie auch beschleichen, wenn Sie erstmalig dem DNA ihre Aufmerksamkeit schenken, mir erging es jedenfalls trotz sehr hoher Erwartungen so. Die intensiven Hörerfahrungen mit unseren Redaktionsarbeitsgeräten ART G3, PRE I G3 und MAX spielte dabei eine Rolle: Ich hatte mehr Abstand erwartet. Wirklich eng wird in diesem Vergleich, der zugegebenermaßen begrenzt sinnvoll ist, aber sich dennoch aufdrängt, zwischen ART G3 und dem Streaming Client des DNA; mit einer CD und ihrem Rip-Pendant liegen die beiden Nasenspitze an Nasenspitze. Bei einem hochaufgelösten File einer gut produzierten Aufnahme dagegen schaltet der DNA den Turbo zu und lässt den Scheibendreher weit hinter sich: Da wird deutlich mehr Atmosphäre spürbar, die räumliche Abbildung ist extrem weitläufig und felsenfest. Während dynamisch so die Post abgeht, dass es Tote aufweckt, wirkt die gesamte Darbietung nochmals transparenter und auch geordneter, in diesem Sinne ruhiger. Alles Qualitäten, die ausgerechnet den ART G3 in ganz besonderem Maße auszeichnen, ja ihn geradezu definieren, doch mit dem DNA ist einfach noch mehr Information präsent.
Entsprechendes Quellmaterial vorausgesetzt, zeigt er sehr nachdrücklich, das ein extrem kompromissarm konzipierter Streamer inzwischen die beste Tonquelle darstellt - allenfalls noch durch ein Laptop mit audiophiler Player-Software im Akkubetrieb erreichbar. Dazu muss das Laptop an den DNA angeschlossen oder ein Wandler im Spiel sein, der mit dem Wandlertrakt des DNA vergleichbares Potenzial hat, und das wird schwierig. Aber hier soll es letztlich nicht um Vergleiche innerhalb der Familie und mit anderen Konzepten gehen oder darum, was passiert wenn man die MAXe an den DNA anschließt.
Auf der Bühne steht der DNA als Stand-Alone-Musikmaschine, so wie er ist, ohne EPS oder anderen Beistand. Und den hat er auch wahrlich überhaupt nicht nötig, sein Verstärkerteil strotzt nur so vor Kraft und treibt anspruchsvollere Lautsprecher zur Höchstform an. Dargeboten wird die Einspielung "Morph the Cat" von Donald Fagen, ein Download von Highresaudio.com im FLAC-Format mit 24Bit/96kHz Auflösung: Die Bass-Saiten walken das Zwerchfell durch, die swingende Atmosphäre regt mich unwillkürlich zum Mitwippen an, obwohl dies ehrlich gesagt nicht so meine Musik ist. Im Gegensatz zu dem Album "Lento" von Youn Sun Nah, aus gleicher Quelle und ebenfalls ein 24/96er-FLAC: Beim herausragenden Song "Lament" vibriert und pulsiert die außergewöhnlich ausdrucksstarke Stimme der Süd-Koreanischen Jazz-Vokalistin und Songwriterin absolut vereinnahmend, sie atmet und nimmt Raum ein, als wäre sie wirklich gegenwärtig - ich schließe die Augen: da steht sie, drei Meter vor mir. Der nie gehörte Informationsreichtum, den die Reproduktion des DNA birgt, ihre phänomenale Schlüssigkeit und Selbstverständlichkeit versetzen mich augenblicklich und unverrückbar inmitten des Spannungsfeldes zwischen Klage und Kampfansage, die diesen Song ausmacht.
Last not least: Hören Sie mal MP3-Files, jene fragwürdigen datenreduzierten Angebote, die ein Audiophiler nicht mit Handschuhen anfassen möchte, mich persönlich eingeschlossen. Mit dem DNA klingen 320er-MP3-Files von tauglichen Produktionen wirklich erschreckend gut, entfalten ein Klangniveau, das verblüffend nahe an eine CD heran kommt. Die Datenverarbeitung des DNA gereicht zu einer Rehabilitierung des gescholtenen Formats MP3. Für Leute wie mich, die häufig elektronische Sub-Genres hören, eine wirklich feine Sache, denn in diesen musikalischen Welten sind AIFF, WAV und FLAC bedauerlich selten zu finden.
Eins steht fest: Der DNA 2.0 hat als Netzwerk-Receiver derzeit keine Konkurrenz; daran bemessen, dass er eine Allround-Komponente ist, hat er unverschämt viel von den Qualitäten der Audionet-Einzelkomponenten in seinen Genen. Sein Streaming Client gehört isoliert betrachtet ohne Zweifel zu den allerbesten Tonquellen, die heute für Geld und gute Worte zu haben sind.