JVC DLA-HD350: Schwarze Eminenz
Seit gut 10 Jahren verfolgt JVC mit einem kleinen, elitären Kreis von Mitbewerbern die LCoS-Technologie (Liquid Crystal on Silicon), bei der ein Flüssigkristall nicht einfach durchleuchtet wird, sondern seinen eigenen Ansteuerungs-Chip geschickt als Spiegel verwendet. Das bietet viele Vorteile für die Bildqualität, erfordert aber mehr Aufwand in der Fertigung. Die neueste Evolutionsstufe dieser bei JVC D-ILA genannten Technik hat sich AV-Magazin im viel versprechenden Einsteigermodell DLA-HD350 genauer angeschaut.
Rund zwei Jahrzehnte ist es her, da tat sich JVC mit einer speziellen Abteilung von Hughes Aircraft zusammen. Die hatten für die NASA einen neuartigen Highend-Großbildprojektor entwickelt, der besonders hochauflösende und dabei taghelle Bilder in die Kontrollräume und Simulatoren der US-Raumfahrtbehörde beamen konnte. Eine verrückte Technologie namens ILA (Image Light Amplifier): Hughes nahm einen konventionellen Projektor mit Röhrentechnik und verzichtete auf die Phosphorschicht. Stattdessen schossen die Elektronenstrahlen auf ein riesiges unter konstanter elektrischer Spannung stehendes LCD-Panel pro Grundfarbe. Die Energie des mit dem Bild modulierenden Elektronenstrahls reichte nun, um die Flüssigkristalle zum Umschalten zu bewegen. Das so gewonnene Lichtventil musste nur noch von einer Lampe durchleuchtet und mittels Objektiv auf die Leinwand fokussiert werden. Diese Projektoren kosteten sechsstellige Beträge, hatten die Größe einer Gefriertruhe, benötigten viele Stunden der Kalibrierung durch einen Fachmann und brauchten einige Kilowatt Strom, aber sie konnten schon damals beinahe konkurrenzlose dreieinhalb Tausend ANSI-Lumen Helligkeit erzeugen und Auflösungen bis zu 1600 x 1200 Pixel (UXGA) projizieren, und das zu einer Zeit als heimische Windows-Computer mit VGA (640 x 400 Pixel) stolz waren überhaupt etwas anders als Text anzeigen zu können.
Gemeinsam mit den Broadcast-Experten von JVC entwickelten die Ingenieure in den 90ern eine um Dimensionen kompaktere und preiswertere Variante der Technik unter dem Name D-ILA (Digital Direct Drive Image Light Amplifier). Nun befand sich das Flüssigkristall wie ein mikroskopischer See auf dem Chip mit der Ansteuerungselektronik. Das vermied die bei normalen, transmissiven LCD-Panels üblichen und damals noch riesigen schwarzen Stege zwischen den einzelnen Pixeln, in denen die Leiterbahnen der Ansteuerung steckten. Der Chip aus Silizium (engl. Silicon) spiegelt Licht sehr gut. Fällt nun das Licht durch das Flüssigkristall auf den Chip, spiegelt dieser es wiederum durch das Flüssigkristall zurück. Das Licht durchquert die Schicht also zwei Mal, weshalb sie nur halb so dick sein darf, wie in konventionellen, durchleuchteten LCD-Panels. Daher kommt die notwendige, ungeheure Präzision, die diese Technik relativ teuer macht, denn die Flüssigkristallschicht darf nur wenige Moleküle dick sein. Dann überwiegen die Vorteile: Praktisch keine Zwischenräume zwischen den Pixeln („Fliegengitter-Struktur“) und während transmissive LCDs zwei perfekt zueinander kalibrierte Polarisationsfilter erfordern – eines vor und eines hinter dem Flüssigkristall – die allerpenibelst ausgerichtet sein müssen, braucht D-ILA nur ein Polfilter, das vom Licht auf dem Hin- und Rückweg durchleuchtet wird. Das bedeutet einen guten Schwarzwert. Mit dieser D-ILA-Technik erschien 1999 als erster Projektor der Hughes-JVC G1000 und war damals eine absolute Sensation in Sachen Kontrast, Farbwiedergabe und Helligkeit, kostete allerdings noch einen satten fünfstelligen D-Mark-Betrag, wie übrigens auch die guten Röhren- und DLP-Projektoren, zu denen er in Konkurrenz stand.
Die aktuelle Evolutionsstufe dieser Technik stellen die beiden Heimkinoprojektoren DLA-HD350 und DLA-HD750 dar. Sie repräsentieren bereits JVCs vierte Generation an Full-HD-Projektoren und versprechen daher eine große Reife bei HD-Wiedergabe. Sie bieten eine ähnliche Auflösung wie Ihr ILA-Urahn mit ziemlich genau 100-mal höherem Kontrast und das zu etwa einem zwanzigstel des Preises. AV-Magazin entschied sich den preiswerteren HD350 zum Test zu bestellen, der mit 4500 Euro gut 2000 Euro günstiger liegt als das Topmodell. Beide verwenden das selbe Chassis und Objektiv. Der 750er bietet aber mehr Anschlüsse, eine Farbraumkalibrierung, einen THX-Modus, eine feinfühligere Irisblende und dadurch ein wenig mehr Kontrast.