Phänomenalisiert
Im Falle einer exemplarisch neutral spielenden Komponente zunächst überraschender Weise fallen einige Fähigkeiten, die sich in gebräuchliche Kategorien fassen lassen, ganz unmittelbar auf. Dies gilt besonders für die Tieftonwiedergabe, der ART G2 reicht weiter herab und demonstriert mehr Differenzierungsvermögen in tiefen Registern als jeder andere uns bekannte CD-Player. Ähnlich unikat ist sein Vermögen, selbst ältere Aufnahmen mit unmittelbar
berührender Plastizität und Prägnanz in den Hörraum zu stellen; manches Mal lernt man, dass viele mäßigere Produktionen so schlecht nun auch nicht sind - interessanterweise machen sie fast ausnahmslos plötzlich Spaß. Das liegt nicht zuletzt am dynamisch völlig unlimitiert wirkenden Agieren des ART G2, es geht einfach immer noch eine Schippe. So werden Rammsteins Gitarrenbretter zu einem Vergnügen das noch leichter über deren Wortspiele abseits der Geschmacksgrenze hinweghören lässt. Nächste Scheibe: Glamourös-opulente Arrangements auf Tarjas „My Winter Storm" erzeugen mit ihrer mystischen Stimmung ebenso die sprichwörtliche Gänsehaut wie Frau Turunens ausgebildete Opernstimme. Bei zahlreichen Produktionen gibt es ungeahnte Feinheiten, die der ART G2 zutage fördert, er gibt den Blick frei auf alle Nuancen des Sounddesigns einer Aufnahme. Dank seines für integrierte Player einzigartigen Auflösungsvermögens beeindrucken auch Pop-Alben wie Madonnas „Confessions on a Dancefloor" mit teils frappierender Räumlichkeit.
Eine entsprechende Güte beim Rest der Musikanlage und einen akustisch günstigen Hörraum vorausgesetzt, entfaltet der ART G2 mit guten oder gar hervorragenden Einspielungen ein tatsächlich raumausfüllendes, extrem weitläufiges Klangbild - so eine Dreidimensionalität, so eine Griffigkeit lässt jeden Gedanken an mehr als zwei Kanäle für Musikgenusszwecke absurd wirken.
Apropos hervorragende Aufnahmen: Diana Kralls atmosphärisch dichte Hommage an das Nat King Cole Trio „All for you" gibt über den ART G2 nicht nur penibel Auskunft zur Dimension des Studios; wie verstärkt ihre Stimme besonders beim Titel „If I had you" tatsächlich klingt, zeigen nur ganz wenige Konkurrenten so unüberhörbar auf. Wenn Christin Class dagegen auf dem Album „In the shadow of your words" Goethes Röslein intoniert, steht sie leibhaftig, scheinbar nicht technisch vermittelt vor dem Hörer.
Wiederum weitgehend unabhängig von Produktionsqualitäten zeichnet den Vortrag des ART G2 eine weitere Eigenschaft besonders aus, die sich allerdings erst nach und nach bemerkbar macht: richtiges Timing. Weder implantiert der ART G2 der Musik unterschwellig rhythmische Eigenheiten noch echauffiert er sich in überbeflissenen Spurts, er folgt schlicht praktisch verzögerungsfrei dem produktionsseitig diktierten Tempo. Dadurch wirkt sein Spiel niemals vordergründig flink oder behäbig, sondern geradezu unverschämt entspannt, gewissermaßen entschleunigt. Diese Eindrücke knüpfen an die erwähnte Diskussion an, denn sie entstehen weil ein Höchstmaß an Neutralität nicht weniger als die Grundvoraussetzung für realistisch wirkende Musikreproduktion darstellt. Wenn der ART G2 eine Botschaft verkörpert, dann diese: Tatsächliche Neutralität bedeutet nicht bloß tonale Ausgewogenheit, sondern möglichst geringen Informationsverlust. Wie phänomenal CDs dann klingen, führt er sehr eindringlich vor. Hören Sie es sich an, denn in der Wiedergabe des ART G2 greifen sämtliche Details in einer Weise ineinander, die dem Erlebnis ein Niveau von Schlüssigkeit, Selbstverständlichkeit und Unmittelbarkeit verleiht, das unsagbar bleibt.