Chassis
Auf der Kopfseite ist ein Superhochtöner positioniert, den eingefleischte KEF-Fans aus der Reference-Serie sicher kennen. Doch wo das äußere Erscheinungsbild Gleichheit zwischen beiden Modellserien-Hochtönern verheißt, ist ein kleiner aber feiner Unterschied nicht von der Hand zu weisen. Wer glaubt, er könne mit der XQ-Serie einen Reference-Lautsprecher für die Hälfte vom Geld bekommen irrt. KEF hat auf Basis der Reference-Serie Chassis gefertigt, die einen ähnlichen Aufbau besitzen aber in der Materialwahl deutlich differieren. Während in der Reference-Serie der Superhochtöner über eine Titankalotten-Membran verfügt, fertigt KEF bei der XQ-Serie die 19 Millimeter messende Hochtonmembran aus Aluminium. Im Übrigen bestehen Unterschiede beider Baureihen in der unterschiedlichen Konstruktion magnetischer Chassisantriebe sowie des Tri-Wiring/-Amping kompatiblen Anschlussterminals. Nichtsdestotrotz begeistert die XQ-Serie mit nicht weniger erstaunlichen Chassistechnologien. Das verwendete Uni-Q leistet seine akustischen Dienste über eine Hochtonkalotte, die im Zentrum einer 165 Millimeter messenden Konusmembran positioniert ist. Eine sauber verarbeitete Gummisicke verbindet Korb und Membranfläche zuverlässig und torsionssicher. Die Vorteile eines zentralen Schallentstehungsortes für den Mittel- und Hochtonbereich liegen auf der Hand: Da die Wandlung von elektrischer in mechanische Energie, sprich Schall, in der Schwingspule eines Chassis geschieht, werden demzufolge bei Verwendung mehrerer Chassis auch mehrere Schallentstehungsorte generiert. Da bei einem herkömmlichen Zwei-, Drei- oder auch Vierwege-Lautsprecher entsprechend viel schallerzeugende Orte bestehen, haben unterschiedliche Frequenzen, die über verschiedene Chassis abgestrahlt werden, auch differierende Laufzeiten zum Ohr des Zuhörers. Je unterschiedlicher die Wegstrecke einer Schallwelle ist, desto größere Phasenverschiebungen gibt es im Klangbild. Schlussfolgernd daraus ergibt sich bei einem koaxial aufgebauten Lautsprecher auch eine nahezu perfekte Abstrahlcharakteristik, da die Laufzeiten verschiedener Schallwellen zu jedem Punkt im Raum gleich lang sind. Ein optimales, naturgetreues Ortungsvermögen mit erheblich vergrößertem Sweet-Spot sind die positiven, akustischen Folgen dieses Konstrukts.
Der bereits zuvor erwähnte, in der XQ-Serie leicht modifizierte Superhochtöner ist für die elektromechanische Wandlung eingehender Hochfrequenzsignale ab 15 Kilohertz zuständig. Aufgrund seines Übertragungsspektrums könnte man ihn auch als Obertonwandler bezeichnen, da er mehr Klang bestimmende Obertöne wiedergibt als Klang definierende Grundtöne samt Attack-Impuls. Wer sich die Frage nach der Notwendigkeit eines derartigen Spezialtonwandlers stellt, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass extrem kurzwellige Schwingungen nur dann optimal wiedergegeben werden können, wenn die wandelnde Schwingspule samt Membran ein dementsprechend geringes Eigengewicht besitzt. Je weniger Masse bewegt werden muss, desto schneller kann ein elektronischer Impuls in mechanische Bewegung umgesetzt werden. Doch Massen-Leichtigkeit birgt bei Membranen und Schwingspulen auch ein erhebliches, akustisch nicht zu unterschätzendes, Risiko. Wer eine zu dünne Materialbeschaffenheit für seinen Treiber wählt, egal ob Tief-, Mittel- oder Hochtöner, riskiert ungewollte Membranausbrüche, besonders bei Chassis-Resonanzfrequenz als auch deren Obertönen. Diese können sich über mehrere Oktaven erstrecken und das Klangbild sehr negativ beeinflussen. Ein schlechtes Klirrverhalten infolge zahlreicher Partialschwingungs-Überlagerungen wären die unangenehmen Folgen. Nicht so beim Hypertweeter der XQ5. Ein auf das Übertragungsverhalten und deren Anforderung perfekt abgestimmtes Schwingspulen-Membran-Massenverhältnis garantiert optimalen Hörgenuss durch sensible Hochfrequenzwandlung. Dass der Übertragungsbereich der KEF XQ5 durch den Spezialtöner auf über 50 Kilohertz gehievt wird, sei hier nur am Rande erwähnt. Für standesgemäße Tieftonwandlung stehen gleich zwei 165 Millimeter messende Konuschassis zur Verfügung. In Bassreflex-Abstimmung verbaut, leisten beide Woofer ihre Arbeit in separaten Volumina. Unbestrittener Vorteil ist die perfekte Dimensionierung des Masse-Feder-Systems auf jeden einzelnen Treiber in seinem spezifischen Arbeitsvolumen. Da sich im Gegensatz zu einem gemeinsam genutzten Gehäuse die Luftmassen beider Bassreflexsysteme nicht vermischen können, wird das Impulsvermögen und somit die Tieftonpräzision erheblich gesteigert.