Standlautsprecher Linn Akurate 242:Nur für Erwachsene
Standlautsprecher wie die Linn Akurate 242 müssten es schwer haben. Sie hat unmodischerweise ein rechteckiges Gehäuse und keine seitlich platzierten Basschassis. Ihr Treibergetümmel im oberen Drittel der Schallwand weckt bei Puristen zuerst Skepsis. Für Sie klingt das interessant? Willkommen im Club!
Kürzlich hatte ich einen erbaulichen Traum, spielend in einer ferner Zukunft: Richtig viele Menschen beiderlei Geschlechts und unterschiedlicher Altersklassen sind wieder Musikliebhaber. Doch deren Wohnzimmer „schmücken“ keine putzigen, vorwitzig designten Objektchen, nein - ausgewachsene, eher klassisch wirkende Lautsprecher stehen dort. Durchweg etwa einen Meter hoch und frei im Raum platziert. Was hat bloß zu dieser aus heutiger Sicht irritierenden Entwicklung geführt? Etliche Jahrzehnte marketinginduzierter Sinnestäuschungen überdrüssig, hat sich bei Konsumenten plötzlich auf breiter Basis Pragmatismus mit hohem Anspruch breit gemacht. Produkte sind kein als Fortschritt getarnter Selbstzweck mehr, Pragmatismus kein anderes Wort für bloßen Lifestyle. Oberstes Gebot für die Gestaltung von Technik für zuhause wurde der uralte, vielgepredigte Grundsatz „form follows function". Und so kam es, dass folgerichtig realismushungrige Erlebnisjäger von Lautsprechern wieder mehr erwarten und ihnen zugestehen, was sie auch in Zukunft dazu brauchen: eine gewisse Größe und Platz in ihrem Umfeld.
Nach dem Erwachen war immerhin im Gegensatz zu manch anderem Traum sofort der Auslöser klar: Eine Linn Akurate 242 im Hörraum des AV-Magazins. Dieser Lautsprecher entpuppt sich als Synthese aus Klassik und Post-Postmoderne, vereint gegensätzlich wirkende Ansätze ganz pragmatisch zu etwas wirklich Neuem. Bis dato bei nur wenigen kurzen Gelegenheiten mit Schallwandlern des schottischen Adels in Berührung gekommen, waren Spannung und Skepsis in der Redaktion gleichermaßen vertreten.