Spiel mit mir
Mit dem 3K-Array erschöpft sich allerdings die Komplexität dieses Schallwandlers noch lange nicht: Die Akurate 242 ist ein waschechtes 5-Wege-System, denn die beiden identischen 170mm-Treiber arbeiten nicht exakt parallel. Geradezu beruhigend konventionell und vergleichsweise simpel erscheint demgegenüber das schlicht rechteckige Gehäuse - fast wie in grauer HiFi-Vorzeit. Innen sieht selbiges natürlich auch erheblich anders aus: Dämmstoffe, etliche massive Verstrebungen mit ausgeklügelten Schallführungen und separate Druckkammern für die größeren Treiber sowie das 3K-Array verweisen hier auf den Stand der Technik. Haben audiophile Puristen wie ich erstmal die fünf Wege und ein Gebilde wie das 3K-Array verdaut, können sie sich mit der Rückseite der Akurate und den zahlreichen Möglichkeiten, die sie bietet, vertraut machen. Das Anschlussfeld passt überhaupt nicht ins Bild vom sprichwörtlichen schottischen Geiz, hier klotzt die 242 mit sechs Paar Anschlussbuchsen: eines für jeden Frequenzweichenzweig plus ein mit „Bass-Boost“ beschriftetes Paar. Bass-Boost? Ja, mittels Bi-Wiring-Ansteuerung lassen sich die tiefsten Lagen dezent anheben, womit letztlich wieder die Idee des Pragmatismus in Erscheinung tritt. Im Regelfall brauchen insgesamt vier leistungsfähige 17er-Treiber die in Bassreflexkanäle atmen keine weitere Aufbohrung. Aber es gibt eben auch in Gipfelhöhen der Musikwiedergabe so etwas wie unterschiedliche Geschmäcker und vor allem „nicht normale“ Hörräume. Zusätzliche Abstimmungsmöglichkeit im Tieftonbereich bieten die mitgelieferten Dämmstopfen für die rückwärtigen, strömungsoptimierten Bassreflexöffnungen.
Wow - ein 5-Wege-Bassreflex-Standlautsprecher mit zwei Bassfeinabstimmungshilfen und der Option, Multi-Wiring oder gar Multi-Amping zu fahren. Weitreichend ausgereizt wird ergo jedes Chassis einer Akurate 242 mit separatem Kabel angesteuert und von einem eigenen Endstufenkanal befeuert, vorzugsweise einer Elektronik aus gleichem Hause. Der generell nachvollziehbare Verweis auf den Kettengedanken hat Tradition bei Linn, echte Fans kämen ohnehin niemals auf die Idee, in ihrem Audiosystem Produkte anderer Hersteller zu dulden. Der Deutschlandvertrieb liefert hierzu eine einfache Erklärung: Die Linn-Lautsprecher zeigen jede noch so kleine Unstimmigkeit oder Veränderung in der Anlage deutlich auf, folglich bewegt sich auf der sicheren Seite, wer ihnen hochwertige Linn-Elektronik beiseite stellt. In unserem Fall war dies die Endstufe Majik 4100, sie erlaubt als 4-Kanal-Endstufe immerhin Bi-Amping. Vorne spielte ein Majik CD und eine Majik Kontrol, bei der NF-, Strom- und Lautsprecherverkabelung unserer Testkette sind wir dann auch nicht fremd gegangen. Spätere Versuche mit diversen Verstärkern und Vor-Endkombis unterschiedlicher Klassen bestätigten, dass die Symbiose von Linn-Elektronik und Linn-Lautsprechern nicht technisch so implementiert wurde, das die Akurate nur an Verstärkern aus der Familie zeigt was sie kann. Ebenso untermauerten unsere Hörtests allerdings auch, dass es wirklich hochwertiger Elektronik bedarf, damit richtig Spaß aufkommt - anderenfalls erfahren Sie klangliche Dinge über den Rest der Anlage, die Sie vielleicht doch nicht wissen wollten.
Apropos ausgereizt: Wir haben es noch nicht probiert, weil dies einen eigenen Artikel wert ist, aber die Möglichkeit einer teil- oder vollaktiven Ansteuerung als ultimative Betriebsvariante hält die 242 auch noch parat... In Bezug auf Flexibilität seines stolzen Erwerbs ist ein Akurate-Kunde offensichtlich nicht nur König, sondern Kaiser. Rund neuntausend Euro Verkaufspreis erscheinen spätestens jetzt eher preiswert denn selbstbewusst.