Interview Werner Kempf, Dali Deutschland
AV-Magazin: Herr Kempf, wie schätzen Sie die Situation und die Perspektiven des deutschen HiFi-Marktes ein, insbesondere natürlich die Verfassung bei Lautsprechern?
Werner Kempf: Sieht man von den gut laufenden Geschäften mit großen TV-Geräten und hochwertigen Heimkino-Projektoren einmal ab, ist ein genereller Trend zur Zeit nicht zu erkennen. Im Bereich Lautsprecher ist es noch etwas komplizierter. Die einen reden von einer Rückbesinnung auf Stereo, die anderen fordern die Hersteller dazu auf, noch konsequenter die Qualität für den Mehrkanalbereich voranzutreiben. Insgesamt betrachtet ist es aber unerlässlich geworden, einen Lautsprecher nicht nur klanglich hervorragend, sondern auch wohnzimmertauglich anzubieten. Wenn uns diese Kombination mit einem für den Kunden nachvollziehbarem Preisleistungsverhältnis gelingt, werden wir auch weiterhin Erfolg haben.
AV-Magazin: Wir waren beim Test der Helicon 300 MkII von der Klangqualität überrascht. Daraus resultiert die Frage, ob Sie Dali innerhalb der HiFi-Szene und des deutschen Markts für unterbewertet halten?
Werner Kempf: Erst einmal freut es mich sehr, dass Ihnen die neue Helicon 300 MkII so gefallen hat. Auch ich bin großer Fan dieser Serie. Für Kunden, die sich in der Szene auskennen, ist Dali bestimmt kein unbeschriebenes Blatt. Dali feiert im nächsten Jahr 25-jähriges Firmenjubiläum und hat seit dieser Zeit einige große Entwicklungen vorzuweisen: die Megaline, die Grand-Serie und eben die neuen Serien Euphonia und Helicon. Man darf aber nicht vergessen, dass Dali über einen Zeitraum von fast vier Jahren nicht besonders präsent am deutschen Markt war. Die Pressearbeit und Berichterstattung der letzten Jahre hat uns aber sicher schon wieder auf den richtigen Weg gebracht. Kontinuität ist gefragt, um eine Marke in den Köpfen der Leute präsent zu halten. Grundsätzlich glaube ich, dass alle ambitionierten Hersteller Ihren Bekanntheitsgrad in der Breite völlig überschätzen. Wenn Sie auf der Straße einen Menschen, der sich nicht mit hochwertiger Musikwiedergabe befasst (und das dürften leider die meisten sein), zu Lautsprechermarken befragen, die er kennt, wird dieser Ihnen sehr wahrscheinlich die Marken Bose und Canton nennen. Das spricht für das Marketing dieser beiden Hersteller, aber nicht für den großen Rest der Branche.
AV-Magazin: Warum gibt es bei Dali-Lautsprechern „linke" und „rechte" Exemplare?
Werner Kempf: Dafür gibt es zwei Gründe:
1. In der Vergangenheit gab es bei Dali-Lautsprechermodelle mit asymmetrischer Chassisanordnung. Für diese Modelle war es unabdingbar rechts und links anzugeben, um bei der Aufstellung die beste Wiedergabe zu erreichen.
2. Dali paart die Lautsprechergehäuse zueinander, damit die Optik auch stimmt, das ist bei Echtholzfurnieren besonders wichtig. Lassen Sie mich folgendes Beispiel dazu erklären. Natürlich beginnt man mit der Seriennummer 1 und 2, wenn mann einzelne Nummern vergibt. Schnell passiert es aber, das ein Mitarbeiter die Nummern 1022 und 1023 zu einem Paar zusammenstellt, da dies ja auch 2 aufeinander folgende Nummern sind und schon beginnt das Chaos. Da ist es doch viel einfacher, man hat eine Seriennummer für beide Lautsprecher mit der Ergänzung rechts und links.
AV-Magazin: Ein SHT-Bändchen in einem preisgünstigen Modell wie der Helicon 300 MkII - ist das eine Kampfansage für den Wettbewerb?
Werner Kempf: Ich gebe Ihnen absolut Recht, dass die Helicon 300 MkII für ihren Klang und die fantastische Verarbeitung ein günstiger Lautsprecher ist, doch wir bieten den Dali-Hybridhochtöner (ein Bändchen und eine Kalotte) schon in der Dali Ikon-Serie an. Dali spendiert dieser Serie schon zwei Hochtöner, wo andere nur einen einsetzen - und sogar einen Bändchenhochtöner. Das bieten außer uns wirklich nur sehr wenige Mitbewerber.
AV-Magazin: Wer eine Dali Helicon 300 MkII in bester Klangqualität erleben möchte, hat welche Schritte zu tun?
Werner Kempf: Der Kunde möge zu einem unserer autorisierten Dali-Fachhändler gehen, um dort die Helicon 300 MkII oder die ganze Serie hören zu können. Der engagierte Händler wird dann im Gespräch mit dem Kunden dessen Raumakustik und seine persönlichen Vorlieben bezüglich der Musikwiedergabe berücksichtigen, um eine Kombination aus Lautsprecher und Verstärker zusammenzustellen, die eine perfekte Lösung für den Kunden darstellt.
Zuhause angekommen, sollte der Kunde der Helicon eine kleine Einspielzeit gönnen - und sich ein gutes Glas Wein. Dann heißt es: Zurücklehnen und genießen!