Interview mit Hans Strassner
AV-Magazin: Herr Strassner, eigentlich hatten wir unter dem Markennamen „Gran Finale" die höchste HMS-Klangkultur vermutet. Mit der der Jubilee"-Version des Gran Finale-Lautsprecherkabels ist Ihnen jetzt eine fantastische Verbindung gelungen, vorsätzlich oder fahrlässig?
Strassner: Durchaus vorsätzlich, wenn auch mit längerem Anlauf. Das nach dem großen Erfolg des Gran Finale-Lautsprecherkabels – die erste Version erschien bereits 1994 – neben den bis heute erfolgten Detailverbesserungen noch etwas Grundsätzlicheres geleistet werden konnte, ließ das Funktionsprinzip dieses Kabels deutlich erkennen. Wir haben das 30-jährige Firmenjubiläum als Anlass genommen, das Projekt Gran Finale Jubilee trotz hoher Werkzeug- und Materialkosten zu realisieren.
AV-Magazin: Schaut man in einige HiFi-Foren, kann man den Eindruck gewinnen, Kabel wären für klangliche Unterschiede nicht verantwortlich. Mit unglaublicher Vehemenz und sehr emotional werden dort akustische Änderungen in Frage gestellt. Wer hat da Recht?
Strassner: Zunächst mal sollte man sich klar machen, dass eine gut aufgenommene Schallkonserve ein sehr komplexes Signal an unsere Verstärker liefert, das unverfälscht wiedergegeben werden muss. Wenn wir mal nur den Frequenzgang moderner High End-Verstärker mit nahezu DC bis typ. 300 KHz, auch Geräte die die 1 MHz Grenze knacken, sind noch deutlich positiv herauszuhören, als Referenz nehmen, wird deutlich, dass auch die Kabel einer solchen Kette diesem Frequenzumfang ohne verfälschendem Einfluss gewachsen sein müssen. Was für das typische „Stück Draht“ als passive Komponente, dem allgemeinen Verständnis nach, ein leichtes sein sollte, ist den physikalischen Grundlagen folgend, ein sehr komplexes und in der Regel kompromissbehaftetes Unterfangen. Es ist z. B. sehr viel einfacher, ein gutes Kabel für den SAT-Frequenzbereich (größer 1000 MHz) mit einem dort max. nötigen Frequenzumfang von weniger als 1 zu 1,1 pro Senderkanal zu fertigen, als ein Audiokabel für ein Frequenzverhältnis von 1 zu 100.000, und mehr. Alle Signalanteile in diesem großen Frequenzumfang müssen ja möglichst unverfälscht transportiert werden. Dies ist beileibe keine Selbstverständlichkeit und auch nicht grundsätzlich bekannt. Den Foren-Diskutanten sei hiermit aus meiner Sicht verziehen.
AV-Magazin: Sagen Sie uns doch bitte mal in ein paar Sätzen, warum es so gravierende Klangunterschiede bei Kabeln gibt?
Strassner: Mit ein paar Sätzen ist dies sehr schwierig. Dennoch hier der Versuch: Wir haben es bei Kabeln immer mit dem eigentlichen Leitermaterial und einem Isolierwerkstoff zu tun. Beide Materialien zeigen frequenz- und amplitudenabhängige Effekte, je nach kristalliner bzw. molekularer Struktur, sowohl des reinen Materials als auch ihrer unvermeidbaren Verunreinigungen. In jedem Fall führt dies zu einer Verlust-behaftung, die sich bei tiefen Frequenzen geringer darstellt als bei hohen, und bei niedrigen Signalpegeln zu höherem Rauschen und Verzerrungsprodukten führt. Hinzu kommen Eigenschaften aus dem mechanischen Aufbau des betreffenden Kabels, die sich z. B. in der Einstreufestigkeit, d.h. der Empfindlichkeit gegen externe Störfelder, den Streufeldverlusten, das sind Energieverluste durch Streuung von elektrischen und überwiegend magnetischen Feldern, die an das zu transportierende Signal gekoppelt sind und so teilweise im Kabelumfeld verloren gehen, zeigen. Des Weiteren erzeugen Kabel neben dem noch am ehesten vernachlässigbaren thermischen Rauschen eigene Störsignale durch Vibrationseinfluss, als Mikrophonie-empfindlichkeit bekannt. Hier wird mechanische Energie in elektrische durch das Kabel selbst umgewandelt. Ein weiteres, sehr unterschätztes Problem von Kabelverbindungen stellt deren Resonanzverhalten dar, mit anderen Worten: Wie viel oder wie wenig nimmt das Kabel als Antenne wirkend von dem überall vorhandenen Elektro Smog als Störung auf. Dies sind die wichtigsten physikalischen Grundlagen, die einer Kabelkonstruktion zugrunde liegen sollten.
AV-Magazin: Beim Konstruieren gehen Sie eher mit Ihren Ohren oder mit Ihren Messgeräten vor?
Strassner: Ich kann mir vorstellen, dass Sie die Reihenfolge schon erraten haben. Zuerst die Materialwahl und Geometrie des Kabels bei möglichst weitgehender, dem Preisbereich des zu entwickelnden Produktes angemessener Berücksichtigung der eben genannten physikalischen Bedingungen, hiernach die messtechnische Kontrolle und schlussendlich das Hören. Ein sich sehr gut messtechnisch darstellendes Kabel hat uns klanglich noch nie enttäuscht.
AV-Magazin: Wie kommt der Preis einer solchen Leitung zustande? Also, was schlägt zu Buche, die Arbeitszeit, das Material oder beides?
Strassner: Dem hier zur Diskussion stehenden Lautsprecherkabel Gran Finale Jubilee LS ist wohl anzusehen, dass es in Handarbeit gefertigt werden muss. Der Preis erklärt sich aus den Kosten deutscher Handarbeit und den aufwändigen Materialien, die als Spezialanfertigung für uns ebenfalls aus deutscher Produktion stammen. Wir sind der Überzeugung unseren Kunden mit diesem Kabel ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis zu bieten.
AV-Magazin: An den Gran Finale Jubilee"-Kabeln gibt es kleine Kästen, die mit Schaltern versehen sind. Welchen Zweck erfüllen diese?
Strassner: Wir waren wohl die Ersten, wenngleich auch heute nicht mehr die Einzigen, die einen im Kabel integrierten, schaltbaren Impedanzabgleich anbieten. Das „Warum“ hängt auf Lautsprecherkabel bezogen schlichtweg mit der Vielzahl sehr unterschiedlicher Verstärker- und Lautsprecherkonzepte im Markt zusammen. Um den Rahmen dieses Interviews nicht vollständig zu sprengen, hier keine technisch detaillierte Erklärung, sondern nur ein Appell an die Erfahrung vieler High End Hörer: In zwei verschieden zusammengestellten Lautsprecher/Verstärkerkombinationen spielt Kabel A in Kombination A wie auch Kabel B in Kombination B hörbar optimal. Tauscht man Kabel A in Anlage B und umgekehrt, ist es mit dem optimalen Klang vorbei.
Fazit: Es muss also etwas geben, was Kabel A hat um in Anlage A optimal zu spielen, wie auch für Kabel B in Anlage B gültig, das in der Mischung nicht mehr passt. Gleiches gilt auch für den Wechsel von Verstärker A nach B und umgekehrt. Es geht also um die elektrische Passung der als Einheit zu sehenden Kombination von Verstärker, Kabel und Lautsprecher. Und genau das kann man an unseren Kästchenkabeln mehrstufig einstellen. Für den Kunden heißt das, die Sicherheit zu haben, seine bestehende Verstärker/Lautsprecherkombination optimal zum Klingen bringen zu können und dies auch ohne Kabeltausch beim Wechsel von Verstärker oder Lautsprecher.