Variabel
Vor dem unvergleichlichen Entzücken, das der Klang eines Plattenspielers entfachen kann, stehen natürlich der Fleiß des Zusammenbaus und die Akribie der Justagearbeit, sofern man dies nicht dem Fachmann überlässt. Traditionell setzen Clearaudio-Plattenspieler dem Analogfreund diese Hürde niedrig an, auch wer keine Erfahrung mit dem Einmaleins der Plattenspielereinrichtung hat, darf das Experiment mit dem Ambient getrost wagen - es lohnt sich, selbst gefangener Fisch schmeckt besser. Häufig ist die Justage des VTA, also des vertikalen Abtastwinkels, derjenige Arbeitsschritt, der durchaus nervig ausartet: Winzige, schlecht erreichbare Schräubchen müssen gerade so weit gelockert werden, dass der Tonarmturm in der Höhe bewegt werden kann, aber günstigenfalls noch ohne die Hilfe einer Hand in der Tonarmbasis hält. Denn das Verschieben des Tonarms auf die richtige Höhe und das anschließende Arretieren gelingt leichter, wenn man nicht gleichzeitig verhindern muss, das der Tonarmturm auf Minimalanschlag herunter fällt. Besitzer eines Ambient können sich andere Beschäftigungen suchen, die eine besonders ruhige Hand erfordern und diese Fummelei vergessen: Dem Paket liegt ein so genannter VTA-Lifter bei, eine genial einfache, außergewöhnlich nützliche Konstruktion, die zwischen Tonarmbasis und Tonarmturm montiert wird. Diese Prozedur geht denkbar einfach vonstatten, zunächst wird der VTA-Lifter in die Mittelposition gestellt, so dass sich die vormontierte, für Clearaudio-Tonarme passende Hülse in dessen Inneren etwas absenkt. Danach setzt man den VTA-Lifter von oben in die Bohrung der Tonarmbasis ein und kontert ihn mit der rückwärtigen Mutter fest - dies ist der einzige Arbeitsschritt des Ambient-Assemblys, das nicht beigefügtes Werkzeug erfordert, einen stattlichen vierundfünfziger Maulschlüssel nämlich. Anschließend muss nur noch der Tonarm von oben in die Aufnahmehülse des Lifters eingesetzt und festgeschraubt werden. Der korrekte Vertikal Tracking Angle lässt sich nun bequem mittels eines seitlichen Hebels am Lifter justieren, er ist erreicht, wenn das Tonarmrohr parallel zur Plattenoberfläche verläuft. Das Beste daran: Diese Justage lässt sich sogar während des Abspielvorgangs durchführen, so können resultierende Klangunterschiede leicht nachvollzogen und unterschiedliche Schallplattenstärken berücksichtigt werden.
Zum Ambient Anniversary gehört der renommierte Tonarm Unify, der in zahlreichen Varianten erhältlich ist. Sein Tonarmrohr wird aus Karbonfaser gefertigt, das Phonokabel Clearaudio Sixstream ist per Direktverkabelung angebunden und vorstufenseitig mit Clearaudio MPC-Steckern abgeschlossen. Mit einer effektiven Tonarmmasse von neun Gramm zählt der Neunzöller zu den besonders kompatiblen Exemplaren seiner Gattung, die meisten Tonabnehmer finden im Unify die richtige Führung. Der Unify selbst ist als Uni Pivot-Design, Einpunkt-Drehtonarm also, im Vergleich zu kardanischen Aufhängungen frei geführt; seine Aluminiumglocke mit Saphirlager ruht lediglich auf einer kleinen Edelstahlspitze. Einpunktarme bieten einige Vorteile: Durch ihre Beweglichkeit können sie feinsten Rillenauslenkungen ebenso gut folgen wie besonders großen Amplituden, zudem balanciert sich der Azimuth quasi automatisch aus. Dieser auch vertikaler Spurfehlwinkel genannte Parameter bezieht sich auf den Winkel der seitlichen vertikalen Kanten des Tonabnehmerkorpus zur Schallplatte, beträgt dieser Winkel fünfundvierzig Grad, steht in der Regel die Spitze des Abtastdiamanten senkrecht zur Plattenoberfläche. Eine einfache Prüfung des Azimuth lässt sich mit einem Spiegel vornehmen, indem dieser statt einer Platte unter den Tonabnehmer gelegt wird. Verlaufen die Kanten des Korpus mit denen im Spiegelbild auf einer Linie, ist alles in bester Ordnung. Der Kompensation der nach außen wirkenden Skatingkraft kommt bei einpunktgelagerten Armen besondere Bedeutung zu, der Unify setzt mittels zweier in einen Faden eingehängter Gewichte diesem Drift entgegen. Oben an dessen Tonarmglocke befindet sich der Ausleger mit mehreren Führungen für den Faden, so dass die Seilzugkraft dosiert werden kann.