Versteckt
Eine kleine Irritation, um nicht zu sagen Enttäuschung, machte sich breit, nachdem der Karton vollständig entpackt war und der werdende Ambient in seinen Einzelteilen vor mir ausgebreitet lag - wo ist das Magnetlager? Das beigepackte Herzstück sieht mit Ausnahme der weißen Keramikachse genauso aus wie das bekannnte invertierte Clearaudio-Lager. Sieht aber eben nur so aus, denn die patentierte Magnettechnik ist versteckt - meiner einer bekam während des klärenden Telefonats etwas mehr Gesichtsfarbe angesichts der fälschlichen Annahme es handele sich um ein konventionelles Lager. Doch Peter Suchy war offenkundlich erfreut: „Genau das, was Ihnen passiert ist, haben wir beabsichtigt - wir wollten ein einfach montierbares Lager bauen und die Magnete perfekt integrieren, statt sie zur Schau zu stellen“, versicherte er mir, „Sie haben uns ein Kompliment gemacht!“ - gern geschehen. Genauso gern gebe ich an dieser Stelle noch ein ganz ausdrückliches, denn das CMB-Lager (Ceramic Magnetic Bearing) erfüllt diese Maßgabe wirklich uneingeschränkt. Nachdem die fest mit dem Lagerunterteil verbundene Achse mit einem Tröpfchen des mitgelieferten Spezialöls beträufelt wurde, wird das Lageroberteil, welches technisch gesehen ein kleiner Subteller ist, in die entsprechende Bohrung des Acrylplattentellers eingesetzt und selbiger auf die Achse geführt - fertig. Ein Ölwechsel oder eine dezente Nachgabe des Schmiermittels sind unnötig, es hält locker ein bewegtes Plattenspielerleben lang. Das in der Zarge montierte Lagerunterteil und der Subteller sind wie gehabt aus Stahl gefertigt, ebenfalls beibehalten wurde die bestens bewährte Gleitlagerhülse aus Sinterbronze. Während der ersten Betriebstage walkt sich das Lageröl in die Lauffläche der Lagerbüchse ein und sorgt für eine bestmögliche mechanische Vermittlung zwischen der weichen Büchse und der harten Achse, das Einlaufen des Lagers wird so zum Vorteil. Natürlich findet dieser Vorgang in mikroskopischem Maßstab statt, ebenso wie anderenfalls auftretende Riefen in der Lagerbüchse, schließlich ist die Keramikachse ein geschliffenes und poliertes Präzisionsteil. Dennoch sind diese Effekte nicht zu unterschätzen, denn ein Plattenspieler wird erst durch höchste mechanische Präzision aller Teile zur High End-Maschine: Insbesondere maximale Rotationskonstanz und minimales Laufgeräusch des Lagers sind durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr davon.
Maximale Effizienz ist auch des Rätsels Lösung wie man es schafft, kräftige Magnete vollständig zu verbergen, sie sind im scheibenförmigen Lagerunterteil und im Subteller eingesetzt. Dies erstaunt umso mehr, als diese beiden Sektionen nur etwa drei Millimeter hoch gebaut sind. Die ringförmig in den flachen Scheiben angeordneten Magnete sind allerdings nur eineinhalb Millimeter dünn, trotzdem reicht ihre Kraft aus, um den schweren Plattenteller mühelos auf einem kleinen Luftpolster oberhalb der Achse ruhen zu lassen, was ganz nebenbei auch einen Lagerspiegel erübrigt. Gleichzeitig ist das Magnetfeld eng definiert, es reicht nur eineinhalb Zentimeter in die Höhe, so dass eine Beeinflussung des hochsensiblen Tonabnehmer-Magnetsystems ausgeschlossen werden kann. Eine interessante Steigerung des Magnetschwebens hält übrigens Clearaudios umfangreiches Zubehörsortiment bereit: Dort gibt es die „Mini Magix2“, magnetisch entkoppelnde Gerätefüße für 149 Euro pro Stück.