The empire strikes back
Nach einigen vornehmlich französischen Offensiven, speziell in den Einstiegspreisklassen, scheint nun das HiFi-Imperium von der britischen Insel zurückzuschlagen. Nebenbei: Hat irgendjemand eine überzeugende Erklärung dafür, warum Großbritannien wie keine andere Nation HiFi-Geschichte geschrieben hat? Musste man in der Vergangenheit mit einigen Spleenigkeiten britischer Hersteller leben, besonders hinsichtlich der Verarbeitung, konnte man sich allerdings einer Qualität stets gewiss sein: Was von der Insel kommt, klingt. Offensichtlich liegt es den Briten im Blut, für einen bestimmten Kosten- und damit Zutatenrahmen exzellente klangliche Ergebnisse auf die Beine zu stellen. Bei den für Antila und Tucana aufgerufenen Verkaufspreisen darf man sich umso mehr auf audiophile Verwöhnkost einstimmen, ja unsere klanglichen Erwartungen waren diesmal besonders hoch, denn Adel verpflichtet.
Mit einem hartnäckigen Klischee britischen HiFis räumen die beiden Newcomer denn auch sofort unmissverständlich auf: Leichtgewichtige, unscheinbare Kunststoffgehäusekisten sind die Leemas beileibe nicht. Mit Verlaub gesagt, besonders der CD-Spieler ist im Gattungsvergleich gesehen sauschwer. Gar nicht konservativ ist die edel und pragmatisch zugleich anmutende Optik des britischen Duos, sie wird von sanften Schwüngen und wohl proportionierten Dimensionen bestimmt. Alle Frontplatten der Constellation-Serie, der Antila und Tucana angehören, weisen großzügig gerundete Ecken auf, der mittlere, erhabene Teil der Fronten scheint mit dem Gehäusedeckel verbunden und verläuft außen in einem großzügigem Bogen. Die organische Formgebung und die optische Kopplung an den Deckel lässt die Komponenten schmaler wirken, ihre tatsächliche Überallesbreite bis zu den Kühlrippenrändern gemessen ist allerdings standardgemäß. Im gleichen Radius wie die Bögen der Frontplatte angeordnet befindet sich rechts neben dem Quellwahl- und Funktionsschalter des Tucana eine Reihe blauer Leuchtdioden, die jeweils gewählte Quelle anzeigend. Im Falle des Antila signalisieren diese LEDs die Laufwerksfunktionen.
Besonders das Design der uns zum Test bereitgestellten Geräte in aluminiumfarbener Ausführung - sie sind auch ganz in schwarz erhältlich - mit schwarzen Kühlkörpern spielt in gleich mehrfacher Hinsicht äußerst geschickt mit Kontrastierungen: Profilierungen, Farben und Formen der Gehäuseelemente ergeben ein sehr dynamisch, dennoch nicht aufdringlich wirkendes Bild, ein Wechselspiel von Stämmigkeit und Leichtigkeit, Klassik und Innovation. Im Genuss dieser optischen Reize unterschätzt man leicht den dahinter stehenden Aufwand: Logos an Frontplatten und auf Deckeln, Löcher für Leuchtdioden und die Rundungen der dicken Aluminiumfronten sind sämtlich gelasert, die Passgenauigkeit der einzelnen Gehäuseteile ist über jeden Zweifel erhaben - klarer kann man sich mit der Erscheinung kaum von preisgünstigeren Offerten absetzen. Das Top-Gimmick für den Spieltrieb im Musikfreund bietet der Tucana: Ein Kreis hell blau leuchtender Dioden folgt mit einer winzigen Verzögerung jedem noch so feinfühligen Dreh am wuchtigen Lautstärkeregler, kleine Abstufungen werden symbolisiert, indem zwei Dioden die Position des Reglers markieren.