Brit-Fi vom Allerfeinsten
Um Komponenten solchen Kalibers angemessen auf den Zahn zu fühlen, darf man schon mal gerne die berühmte audiophile Tonträgerkost bemühen, die für mein Empfinden nicht immer zu den musikalischen Favoriten zählt. Abseits musikalischer Geschmäcker lässt nicht darüber streiten, dass die von Jan Sieveking vertriebenen XRCDs klanglich Maßstäbe setzen. So auch das aktuelle Album „Singing In The Rain“ der zierlichen Asiatin Jheena Lodwick mit der ebenso zierlichen Stimme. Wie der Albumtitel bereits erahnen lässt, enthält es eine Sammlung neuer Interpretationen von Klassikern wie „Que Sera, Sera“. Der Antila und der Tucana, oder genauer gesagt das Leema-Trio, denn wir haben Teile des Hörtests auch mit den neuen Leema-Standlautsprechern Xone absolviert, stellen sofort klar, welches außergewöhnliche Potential jedes Glied dieser Kette hat - Tonträger inklusive. Musikalisch insgesamt ganz nett für die Cocktail-Hintergrundbeschallung ist „Singing In The Rain“ produktionstechnisch mal wieder ein waschechter Überflieger. Antila und Tucana schaffen es mühelos, die durchgestylte Abmischung mit all ihrer Informationsfülle zu räumlichen Details und Instrumentennachklang in vollem Glanz erstrahlen zu lassen. Trotz überdurchschnittlich - auch für diese Preisklasse - ausgeprägter analytischer Fähigkeiten zeigen die Leemas dabei besonders künstlerische Aspekte der Musik auf: Lodwicks Stimme ist zwar zierlich, aber dennoch ausdrucksstark und kraftvoll - wenn sie dieses Spektrum nur mehr einsetzen würde... Musikalische und klangtechnische Qualitäten auf gleichem Niveau vereint finden sich auf einem nicht mehr ganz brandneuen, aber herausragenden Album namens „For The Time Being“. Hans Eijkenaar und Bert Joris präsentieren hier zusammen mit Rosario Bonacorso und Dado Moroni als „Four Of One Kind“ entspannten, jedoch keineswegs belanglosen Jazz mit klassischer Instrumentierung. Leise begleitend gehört ist das Programm laid-back in bestem Sinne, lauter aufgedreht riecht´s nach Club und geht zwischenzeitlich richtig schön ab. Die Aufnahmetechnik dieser Produktion wurde mit besonderer Sorgfalt zusammengestellt, unter anderem werkelten hier Top-Nagra-Maschinen; die sparsam aber punktgenau eingesetzten Mikrophone wurden von Akkus gespeist, die gesamte Studio-Verkabelung stammte von Van den Hul. Zu guter Letzt wurden alle Tracks ohne Post-Produktion auf das Master gebracht - der Aufwand wird mit atmosphärischer Dichte und Authentizität, wie sie so selten zu hören ist, belohnt. Hört man solche CDs mit weniger potenten HiFi-Komponenten und liest derweil so verheißungsvolle Booklet-Infos, entfährt einem schon mal ein stutzend-enttäuschtes Brummeln. Wenn Sie solche CDs mit dem Antila und dem Tucana genießen, wissen Sie vor der Begleitlektüre, dass es ganz besonders gut klingt. Produktionsdetails offenbaren dann nur das Warum.
Noch ein älteres Schätzchen muss in die Schublade des Antila: „Super Discount“, eine französische House-Compilation mit viel Electro-Jazz-Einfluss, wie man dies heute kategorisieren würde. Eine Dekade nach Erscheinen - für dieses Genre eine Ewigkeit später - kann man nur feststellen, Etienne de Crecy hat damals glückliche Hand bewiesen, Titel wie „Tout Doit Disparaitre“ sind unter Kennern längst zu Klassikern avanciert. Dessen ohne jede Übertreibung nur als gemein tief grummelnd zu bezeichnenden Bassloops werden zuweilen heute noch gern gesampelt, ich kenne im Übrigen wenige Anlagen für den Heimgebrauch, welche die gänzliche Untiefe dieser Passagen uneingeschränkt abbilden können. Die beiden Leemas bilden da zwar keine Ausnahme, mit dem gebotenen Maß an Stabilität und Dynamik verdient sich der Tucana allerdings noch mal eine große Portion mehr Respekt - das puncht beängstigend kompressionsfrei drauf los, man muss schon die irrwitzige Club-Realität kennen, um hier zu bemerken, dass trotz allem noch mehr geht.
Der Tucana leistet sich ein einziges, winziges tonales Charakteristikum in Form einer leichten Emphasis des unteren Grundtonspektrums, wenn dies allerdings so dezent geschieht, darf man dies im Zweifelsfall als weitere Begünstigung des Spaßfaktors ansehen. Eins ist klar: die faszinierende Griffigkeit und Engagiertheit erkauft der Tucana sich nicht mit dieser Nuance von Färbung, sondern erspielt sie sich durch monitormäßige Auflösung, wieselflinkes Agieren und jede Menge Kraftreserven. Bleibt nur ein großes Kompliment zu machen, Antila und Tucana bieten Brit-Fi vom Besten - let them entertain you!