Technik Soulution 710
Sobald man die Überbeeindruckung durch die 80 Kilogramm überwunden hat, kann man sich Technik des 710er-Kolosses nähern. Ein typischer Satz für solche Amps lautet: „der ist zu schwer zum Gehen“. Was ist damit gemeint? In der Vergangenheit war es oftmals so, dass das Signal in „begehbaren“ Endverstärkern extrem lange unterwegs war. Resultierend bekam man ein energiegeladenes Klangbild, dem es merklich an Lebendigkeit fehlte. Bei der gesamten Entwicklung der 710 kämpfte Entwickler Schürmann deshalb darum, jeden Zentimeter einzusparen, um den Weg für die kostbaren Musiksignale extrem kurz zu halten. Und ist die Strecke noch so nah, Verluste lassen sich nicht vermeiden. Aber das Maß lässt sich dabei bestimmen. Beispielsweise bringt der Einsatz starker Kupferschienen zur Stromleitung an den leistungshungrigen Endstufentransistoren mess- und hörtechnische Vorteile. Mit dem wirklich perfekten Verdrillen von Leitungen wird man gegenüber HF-Einstrahlungen resistenter. Klangschädlich wirken sich auch Mikrofonie und vor allem mechanischer Einfluss auf die Bauteile aus, deshalb sind nicht nur die beiden mächtigen 1000-VA-Transformatoren schwimmend gelagert, sondern empfindliche Elemente zusätzlich und vor allem nachhaltig gedämpft. Dabei verrät der genaue Blick ins Innere wie akribisch Schürmann diese Aufgabe bewältig hat.
Der Schlüssel für die extrem hohe Klangqualität hört auf den Namen „Fixed Gain“-Spannungsverstärker. Analoge Musiksignale brauchen zum Passieren der mit 80 Megahertz extrem breitbandigen Verstärkerstufe nicht einmal zehn Nanosekunden. Dabei ist die maximale Pegelabweichung von 0,1 Dezibel äußerst gering. In der Konstruktionsphase zeigte sich, dass dieses Element empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen ist. Zur Lösung des Problems sind die Bestandteile jetzt einfach in Kunstharz gegossen. Wenn es im Messlabor eine Olympiade gegeben hätte, sie wäre nach dem dritten Durchgang langweilig geworden. Denn die Endstufe stellte eine Vielzahl von Rekorden einfach ein. Für Spitzenströme von 63 Ampere gilt das ebenso wie für die unter 0,4 Mikrosekunden liegende Anstiegszeit. Dazu gibt sie ihre Leistung von 240 Watt pro Kanal an vier Ohm auch bei maximalen Phasendrehungen stabil ab. Selbst das Abrennen härtester Dynamikfeuerwerke wird die Soulution nicht aus der Ruhe bringen, weil sie Strom mit einer Gesamtkapazität von fast 250.000 Mikrofarad speichert. In der Tat genügend Reserven für die insgesamt 28 bipolaren Leistungstransistoren. Überwacht wird das Ganze von einem Mikroprozessor, der sowohl für Betriebssicherheit sorgt als auch für Langzeitstabilität. Aus diesem Grund werden empfindliche Bauteile auch nach dem Abschalten unter Spannung gehalten.